Freies Musical Ensemble präsentiert Musical „Parade“
Spießbürger suchen den Schuldigen
Münster -
Die berühmte Lithographie „Das Gerücht“ des Malers und Zeichners Paul Weber (1893-1980) zeigt eine monströse Schlange, die wie ein Luftschiff durch nächtliche Häuserschluchten manövriert, während insektenhafte Menschen sich aus unzähligen Fenstern stürzen und dem Schlangenkörper einverleiben. Der historische Kriminalfall des gelynchten jüdischen Fabrikdirektors Leo Frank (1884-1915) war auch ein Triumph rassistisch und antisemitisch motivierter Gerüchte. Die Inszenierung des Freien Musical Ensembles (Gesamtleitung: Ingo Budweg) des Musicals „Parade“ von Jason R. Brown spiegelte die Grundsubstanz des Gerüchts in einer Kammerszene: Leo Frank zahlt die Angestellte Mary Phagan aus, sie geht – und wird auf dem Heimweg (hinter der Bühne) ermordet. Kein Zeuge, kein Motiv, kein Täter: doch für die durch den verlorenen Bürgerkrieg gedemütigte Südstaatengesellschaft ist der Fall klar: Jude und Yankee Leo Frank (furios: Frank Janßen) ist schuldig.
Montag, 13.11.2017, 12:06 Uhr
