Zum Alarm läutet die Totenglocke
Diebe stehlen Borghorster Stiftskreuz
Steinfurt -
Unbekannte haben das Borghorster Stiftskreuz gestohlen. Um 13.24 Uhr ging am Dienstag der Alarm. Seitdem ist das fast 1000 Jahre alte Kreuz verschwunden. Die Polizei löste eine Ringfahndung nach einem dunklen Mercedes-Kombi mit Bremer Kennzeichen (HB) aus, um die Diebe festnehmen zu können – bis zum Abend ohne Erfolg. Der Wert des Kreuzes ist in Euro nicht zu bemessen. Es soll 17 Reliquien enthalten. Wird es für Ausstellungen verschickt, beträgt die Versicherungssumme sechs bis sieben Millionen Euro.
Von Gudrun NiewöhnerDienstag, 29.10.2013, 17:10 Uhr
Pfarrer Heinrich Wernsmann will es nicht glauben: „So etwas passiert am helllichten Tag. Und dann auch noch bei uns.“ Gerade eben haben drei unbekannte Männer das wertvolle Borghorster Stiftskreuz aus der Pfarrkirche St. Nikomedes gestohlen. Ein vierter wartete im Fluchtauto.
Das hat eine Zeugin beobachtet. Ihr kamen die etwa 25 bis 30 Jahre alten Männer auffällig vor. Deshalb hat sie auch hingeschaut. Genauso wie eine Caritas-Mitarbeiterin, die von ihrem Büro aus die Männer gesehen und geistesgegenwärtig das Kennzeichen notiert hat. Beide geben der Polizei für die eingeleitete Ringfahndung wertvolle Hinweise.
Als gestern Mittag um 13.24 Uhr das Handy von Bestatter Thomas Leser Alarm schlug, ging er zunächst davon aus, dass Küsterin Monika Badde nur vergessen hatte, ihn zu benachrichtigen: „Wenn es an der Glasvitrine irgendetwas zu tun gibt, bekomme ich normalerweise vorher Bescheid.“ Um ganz sicherzugehen, machte sich Leser eilig auf in Richtung Pfarrkirche. Von Weitem hörte er bereits die Totenglocke – ein weiteres Alarmsignal. Robert Badde, ehemaliger Küster der Gemeinde, kam zeitgleich mit seinem Rad angefahren.
Das nur 40 Zentimeter hohe Borghorster Stiftskreuz soll zu den bedeutendsten Kunstschätzen Europas aus der Zeit des 11. Jahrhunderts gehören. Im In- und Ausland wurde es bereits ausgestellt. Seit Ostern 2008 hat das Stiftskreuz, ein ottonisches Kreuzreliquiar des ehemaligen Borghorster Kanonissenstiftes, im Chorraum der Pfarrkirche in einer Glasvitrine seinen Platz gefunden. Mehr zur Entstehungsgeschichte des Kreuzes steht hier .
Entsetzt stehen die beiden vor der leeren Vitrine, als Pfarrer Wernsmann und Küsterin Monika Badde dazukommen. „Die haben die Blende gelöst und genau richtig reingefasst, damit sich das Türchen öffnet“, erkennt Robert Badde sofort.
Die Steinfurter Polizei ist schnell am Tatort. Dank der Zeugen wird nach einem dunklen Mercedes-Kombi mit Bremer Kennzeichen gesucht. Einer Zeugin zufolge hat einer eine Mütze getragen. Und miteinander gesprochen haben sie: „Das war nicht Deutsch.“ Als sie raschen Schrittes aus der Kirche kamen, hatte keiner der drei Männer das mit Gold belegte und Edelsteinen besetzte Kreuz in der Hand, weiß die Zeugin. Vermutlich habe einer den Kunstschatz unter seiner Jacke versteckt.
Nach den Worten des Pfarrers lässt sich der Wert des Reliquienkreuzes nicht beziffern. Auch über die Versicherungssumme möchte der Pfarrer nicht so gerne öffentlich reden. Schließlich muss die Kirchengemeinde die Prämie auch aufbringen können. „Sechs bis sieben Millionen Euro, das könnte passen“, sagt Heinrich Wernsmann. Allerdings nur, wenn das Kreuz auf Reisen geht und in Ausstellungen zu sehen ist.
Monika Badde kämpft noch immer mit den Tränen. Der Schock bei ihr sitzt tief: „Da hat das Kreuz mehrere Kriege überstanden und nun ist es weg.“
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