Metzger finden keinen Nachwuchs
Zahl der Betriebe sinkt im Münsterland
Münster/Köln -
Immer weniger Jugendliche können sich für die Arbeit in einer Metzgerei begeistern. Zahlreiche Metzgereibetriebe in Nordrhein-Westfalen müssen deshalb derzeit aus Mangel an Nachwuchs schließen.
Von Jürgen StillingMontag, 14.08.2017, 18:08 Uhr

Innerhalb der vergangenen zehn Jahre seien es fast 700 gewesen, teilte der Deutsche Fleischer-Verband am Montag in Köln mit. „Der Trend geht immer mehr zu größeren Betrieben“, sagte Sprecher Gero Jentzsch .
Kleine Dorfmetzgereien mit nur wenigen Angestellten suchten meist vergeblich nach einem Nachfolger. Zudem interessierten sich immer weniger Jugendliche für eine Ausbildung zum Fleischer. Schon seit zehn Jahren seien die Auszubildenden-Zahlen rückläufig.
Immer weniger Bewerber
Auch die Angaben der Bundesagentur für Arbeit ( BA ) zeigen: Innerhalb der vergangenen fünf Jahre ist die Zahl der Bewerber für eine Ausbildung zum Fleischer in NRW um ein Drittel zurückgegangen. Beim Beruf des Verkäufers sehe es ähnlich aus.
„Selbst die Kinder aus einem eigenen Betrieb wollen oft nicht in die Fußstapfen ihrer Eltern treten. Viele studieren lieber“, sagte Jentzsch. Der Handwerksberuf leide unter einem „Imageproblem“. Denn viele hätten ein falsches Bild im Kopf.
„Bilder von traurigen Tieraugen oder Viehtransporten sind leider viel präsenter als der eigentliche Ausbildungsberuf“, sagte eine BA-Sprecherin. Dabei gehöre das Schlachten gar nicht unbedingt zur Ausbildung dazu. Viel mehr Wert werde dagegen auf den Verkauf oder die Zubereitung von Fleisch- und Wurstspezialitäten gelegt – oft für Partys oder als Mittagsgericht.
Sinkende Zahl an Betrieben
NRW spiegelt bei der Entwicklung den bundesweiten Trend. Gab es 2006 in Deutschland noch rund 17 140 Metzgereibetriebe, waren es im vergangenen Jahr noch 12 800.
Auch im Münsterland ist die Entwicklung drastisch. Gab es 2006 in der Region noch 302 Metzgerei-Betriebe, waren es zehn Jahre später nach Auskunft der Handwerkskammer Münster lediglich noch 236. Im gesamten Kammerbezirk, zu dem neben dem Münsterland auch die Emscher-Lippe- Region zählt, schrumpfte die Zahl der Branchenfirmen binnen eines Jahrzehnts um 110 auf nur noch 317 Betriebe.
Trotz der sinkenden Anzahl an Betrieben bleiben die Umsätze der Metzger nach Verbandsangaben verhältnismäßig stabil. „Die Menschen legen immer Wert auf Regionalität und die Herkunft des Tieres. Der Metzger ist ein direkter Ansprechpartner, das wird wertgeschätzt“, sagte Jentzsch.
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