Die Nacht der US-Albträume
Tränenreiches Ende der Wahlnacht bei den Politikwissenschaftlern
Münster -
Die US-Wahlnacht im Institut für Politikwissenschaft hatte so fröhlich begonnen. Fast 1000 Schüler und Studierende waren gekommen. In zwei Hörsälen lauschten sie Vorträgen, Live-Kommentaren und Musik. Fast 100 hielten die Nacht durch, schauten Fernsehen, diskutierten.
Von Claudia Kramer-SantelMittwoch, 09.11.2016, 18:11 Uhr

Dann folgte am frühen Morgen die Überraschung: Donald Trump hat die Wahl gewonnen. „Es war pures Entsetzen im Saal“, beschreibt Professor Klaus Schubert die Reaktionen. Viele Studierende seien weinend aus der Hörsaal gelaufen. Aus Trauer über die verlorene Chance, aus Entsetzen, dass ein Mann, der auf Lügen und Hass seinen Wahlkampf baute, zum Präsident der einzig verbliebenen Weltmacht USA wird.
„Ein bitteres Ende“, räumte Schubert ein. Auch er hatte nicht mit dem Wahlerfolg Trumps gerechnet. „Ich hatte noch am frühen Abend per Skype mit einem Kollegen aus Kanada gescherzt, ob er beim Sieg Trumps Asylbewerber aus den USA aufnehmen werde“, erzählt er. Heute wurde aus dem Spaß bitterer Ernst. Die Homepage der kanadischen Immigrations-Behörde wurde durch die vielen Asyl-Anfragen aus den USA lahmgelegt.
Lange US-Wahlnacht im Institut für Politikwissenschaften Münster
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Volles Haus: Dies ist nicht der einzige Hörsaal, der am Dienstagabend "ausverkauft" ist.
Foto: Gunnar A. Pier -
Prof. Dr. Klaus Schubert sprach über das "Land der unbegrenzten Möglichkeiten".
Foto: Gunnar A. Pier -
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Schon lange vor der Veranstaltung drängten sich die Interessierten auf dem Institutsflur.
Foto: Gunnar A. Pier -
Schon lange vor der Veranstaltung drängten sich die Interessierten auf dem Institutsflur.
Foto: Gunnar A. Pier -
Schon lange vor der Veranstaltung drängten sich die Interessierten auf dem Institutsflur.
Foto: Gunnar A. Pier -
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Wegen der großen Nachfrage wurde die Veranstaltung auf mehrere Räume verteilt.
Foto: Gunnar A. Pier -
Schon lange vor der Veranstaltung drängten sich die Interessierten auf dem Institutsflur.
Foto: Gunnar A. Pier -
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Prof. Dr. Klaus Schubert sprach über das "Land der unbegrenzten Möglichkeiten".
Foto: Gunnar A. Pier -
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Prof. Dr. Klaus Schubert sprach über das "Land der unbegrenzten Möglichkeiten".
Foto: Gunnar A. Pier -
Dr. Matthias Freise erklärte die "Swing States".
Foto: Gunnar A. Pier -
Dr. Matthias Freise erklärte die "Swing States".
Foto: Gunnar A. Pier -
Dr. Matthias Freise erklärte die "Swing States".
Foto: Gunnar A. Pier -
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Schubert sieht in dem Ergebnis eine große Gefahr: Donald Trump werd es wohl nicht schaffen, das gespaltene Land zu einen. Und noch schlimmer: „Amerika droht seine demokratische Leitbildfunktion zu verlieren“, fürchtet er.
Reaktionen auf die Wahl in den USA
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»Die Vereinigten Staaten habensich für ein sehr gewagtes Experiment entschieden.« - Markus Lewe,Oberbürgermeister von Münster
Foto: Oliver Werner -
»Es kommt in der Zusammenarbeit mit der neuen US-Regierung darauf an, sie auf die Menschenrechte und weitere Werte zu verpflichten.« - Dr. Stefan Zekorn, Weihbischof
Foto: Grottendieck -
»Um bei uns ein böses Erwachen zu vermeiden, müssen wir zeigen, dass es die von Populisten propagierten einfachen Lösungen nicht gibt.« - Christoph Strässer, SPD
Foto: Stadt Greven/Pat Roehring -
»Wir müssen Populisten und Vereinfacher stellen und gute Argumente den Lügen und der Hetze entgegensetzen.« - Svenja Schulze, Ministerin
Foto: Matthias Balk -
»Ich bin schockiert und habe Angst, dass die Wutbürger jetzt auch bei uns richtig Auftrieb bekommen.« - Prof. Dr. Hans Schöler, Direktordes Max-Planck-Instituts Münster, forschte zuvor in den USA.
Foto: pd -
»Für mich ist diese Wahl eines unberechenbaren Populisten zum mächtigsten Mann der Welt ein Albtraum.« - Ruprecht Polenz, CDU
Foto: Jörg Carstensen -
»Donald Trump ist ein Rassist und Sexist. Ich hoffe, dass sich seine vollmundigen Vorhaben nicht umsetzen lassen.« - Sharon Fehr, Jüdische Gemeinde
Foto: Matthias Ahlke -
»Die Welt wird nicht untergehen – sie wird nur noch verrückter.« - Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD)
Foto: Michael Kappeler -
»Wir wissen nicht, wie Donald Trump Amerika regieren wird.« - Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD)
Foto: Bernd von Jutrczenka -
»Wir werden die Regierung von Trumpins Gebet einschließen, damit Gott ihn erleuchtet.« - Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin
Foto: Claudio Peri -
»Die Leute werden bald erkennen, dass es keine Realityshow ist – es ist ein Schlachthaus.« - Schauspieler John Cusack
Foto: dpa -
»Wir werden zusammenarbeiten, um die Sicherheit und den Frieden in unserer Region zu stärken.« - Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu
Foto: Bernd von Jutrczenka -
»Das hier ist ein Wahlergebnis, das viele unruhig macht, aber auf das wir uns vorbereitet haben.« - Der schwedische Regierungschef Stefan Löfven
Foto: Henrik Montgomery -
»Ich kann eskaum glauben. Das ist wirklich eine schrecklicheNachricht.« - Javier Solana, zwischen 1995 und 1999 Generalsekretär der Nato
Foto: dpa -
»Wahlergebnisselügen nicht. Viele Menschen lehnendas politische System nachhaltig ab.« - Österreichs Bundeskanzler Christian Kern
Foto: dpa -
»Glückwünsche! Freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit seiner Regierung für weltweite Stabilität.« - Der britische AußenministerBoris Johnson
Foto: dpa -
»Es ist eine Tatsache, die zusammen mit anderen zeigt, dass wir in einer neuen politischen Ära sind.« - Italiens MinisterpräsidentMatteo Renzi
Foto: Julien Warnand -
»Diese amerikanische Wahl eröffnet eine Periode der Unsicherheit.« - Frankreichs StaatspräsidentFrançois Hollande
Foto: Yoan Valat -
»Wir vertrauen den Vereinigten Staaten, weil sie unser stärkster und engster Verbündeter sind.« - Litauens PräsidentinDalia Grybauskaite
Foto: Michael Kappeler -
»Dieses Miteinander ist ja nicht nur auf Interessen gegründet, sondern auf universelle Werte.« - Bundespräsident Joachim Gauck
Foto: Maurizio Gambarini -
»Dies ist der Zerfall einer Epoche. Die wahren Helden sind wir. Weil das Scheitern Poesie ist.« - Beppe Grillo, Gründer der italienischen Fünf-Sterne-Protestbewegung
Foto: dpa -
»Ich freue mich, die gute Zusammenarbeit mit der neuen amerikanischen Regierung fortzusetzen.« - Der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte
Foto: Stephanie Lecocq
Auch andere Vertreter aus Politik und Gesellschaft, von Kirchen und Wissenschaft reagierten bestürzt, wie eine Umfrage unserer Zeitung ergab.
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Viele Studierenden seien in Sorge, dass auch in Europa Populisten ans Ruder kommen. „Sie wollen etwas dagegen tun.“ Schubert blickt vor allem besorgt nach Frankreich. Dort wird bald gewählt, mit Marine Le Pen könnte eine Populistin gewinnen.