Verankert in der Piene-Skulptur
Debatte um Logo am Landesmuseum: Westfalen, westfälisch oder „LWL“?
Münster -
Am Neubau des Westfälischen Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte prangt seit 2014 ein anderer Name: „LWL-Museum für Kunst und Kultur“. In der neuen und erweiterten Piene-Skulptur ist das LWL-Logo fest und fett verankert. Dies stört etliche prominente Kunstfreunde.
Von Johannes LoyMittwoch, 15.11.2017, 16:11 Uhr

Namen bezeichnen Menschen, Dinge, Institutionen. Sie sagen etwas aus über Inhalte und Ziele. Manche Namen wirken veraltet, manche modern, andere neumodisch. Das Marketing schätzt knappe Signale, Kürzel aus Buchstaben.
Am Neubau des Westfälischen Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte, dessen alter Name nicht vergessen ist, prangt seit 2014 ein anderer Name: „LWL-Museum für Kunst und Kultur“. In der neuen und erweiterten Piene-Skulptur ist das LWL-Logo fest und fett verankert. Dies stört etliche prominente Kunstfreunde, die im Internet unter der Adresse „initiative-no-logo.de“ Front gegen das LWL-Logo machen: „Seit der Neueröffnung des Museums prangt inmitten der neu konzipierten ,Silbernen Frequenz’ dominant das Logo des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe in Form von riesigen Lettern aus blankem Edelstahl. Dem Museum und seinem Träger anvertraute Kunst wird damit der notwendige Respekt verweigert: Faszinierende Lichtkunst wird zur profanen Lichtwerbeanlage für eine aus Steuermitteln finanzierte Körperschaft öffentlichen Rechts.“
Vertreter des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, des Landesmuseums und der Initiative „No Logo“ wollen am Freitag um 18 Uhr im Landesmuseum diskutieren. In zwei Foren werden unterschiedliche Fragen beleuchtet: Das erste Panel geht aus von der Diskussion um die „Silberne Frequenz“. Wie kam es zu dem Entwurf des Künstlers Otto Piene? Ist ein Logo in einem Kunstwerk Frevel an der Kunst? Wer kann und darf ein Kunstwerk nach dem Tod des Künstlers wie verändern? Das zweite Forum beschäftigt sich mit Aspekten von Kunst im öffentlichen Raum. Frank Tafertshofer, Sprecher des LWL, wies am Dienstag auf Anfrage darauf hin, dass Landesdirektor Matthias Löb die Diskussion als offenes Angebot sieht. Entscheidungen würden an diesem Abend also nicht fallen. Dies sei den politischen Gremien des Landschaftsverbandes vorbehalten.
Die Diskussion um Landschaftsverband und Landesmuseum ist alt. Sie begann schon zu Zeiten von Landesdirektor Wolfgang Schäfer . Damals hieß es, „Landesmuseum“ verweise zu sehr auf das Land NRW. Der damalige Museumschef Dr. Klaus Bußmann ging gegen solche Theorien auf die Palme.
Mit dem dann neuen Landesdirektor Dr. Wolfgang Kirsch, der sich mit konsequent LWL-Direktor nannte, setzte man – ein Marketingbüro riet dazu – total auf das Kürzel LWL. Da Landschaftsverband Westfalen-Lippe zu sperrig klinge und der Kommunalverband im Volk als Trägerverband von Schulen, Krankenhäusern, Ämtern und Museen zu wenig bekannt sei, wurde kurzerhand eine „LWLisierung“ Westfalens durchgepeitscht. Plötzlich hagelte es LWL-Museen und LWL-Ämter. Das „Land“ und das „Westfälische“ wurden verdrängt oder in Untertitel verschoben. Nur bei den Landesräten blieb man bei der alten Bezeichnung. „LWL-Rat“ hätte auch merkwürdig geklungen. Es blieb, speziell bei den Kulturleuten, ein allgemeines, aber stets hinter vorgehaltener Hand vorgetragenes Unbehagen gegen die LWL-Manie.
Hilfe eines Marketing-Experten
Verständlich war der Selbstbehauptungswille des „LWL“ schon. Denn der Plan der früheren schwarz-gelben Landesregierung unter Jürgen Rüttgers, die fünf staatlichen Regierungsbezirke und die beiden kommunal bestimmten Landschaftsverbände zu drei „Regionalverbänden“ zusammenzuschließen, fand zunächst viele Unterstützer. Beim „LWL“ als bewährtem Kommunalverband läuteten die Alarmglocken. Die Front der Reform-Anhänger bröckelte aber stetig. 2010 wurden die Pläne dann ad acta gelegt.
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Mit Hilfe des münsterischen Marketing-Experten Prof. Heribert Meffert und 200 Befragter wurde die neue Museumsbezeichnung für das Landesmuseum schlussendlich durchgesetzt. „LWL-Museum für Kunst und Kultur“, so steht es seit der Eröffnung an der Hammerspitze am Domplatz. Doch: Klingt dieser Name gegenüber dem ursprünglichen „Westfälischen Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte“ nicht läppisch? Wissen Medien das Kürzel „LWL“ einzuordnen? Wissen Leihgeber, mit welchem Kaliber von Museum sie es zu tun haben? Sollte es neben dem Badischen und dem Rheinischen Landesmuseum, dessen Name vom dortigen Verband ebenfalls verstümmelt wurde, nicht auch ein Westfälisches Landesmuseum geben?
Region Westfalen aus dem Blick geraten
Die Region Westfalen ist mit der Umbenennung aus dem Blick geraten, auch die Bedeutung des Museums als Kultur-Flaggschiff Westfalens verschwindet im Nebel. Als Intendant Dr. Ulrich Peters bei Amtsantritt die Städtischen Bühnen in „Theater Münster“ umbenannte, hatte er eine schlüssige Aufwertung des Theaters im Blick. Das Westfälische Landesmuseum verkauft sich mit seinem neuen Namen deutlich unter Wert.
Im Grunde sollte am Freitag nicht allein über künstlerisches Urheberrecht und die Veränderung von Kunst durch ein Logo debattiert werden, sondern über die wie ein langes Leiden immer noch nachwirkende Umbenennungskampagne des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe. Nach allem, was Landesrätin Barbara Rüschoff-Parzinger versichert, ging es bei dem Piene-Kunstwerk augenscheinlich nicht um unbotmäßige künstlerische Manipulation der Piene-Skulptur, da der Künstler offenbar von Anfang an in die Umgestaltung seiner Arbeit eingebunden war und die Konzeption abgesegnet hat. Aber gab es wirklich keine künstlerische Alternative ohne Logo?
Worüber sich allerdings weiter zu streiten lohnt, ist die Frage, ob die vor einigen Jahren grundgelegte Umbenennung traditionsreicher Museen und Abteilungen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe zielführend oder nicht doch ein Irrweg war. Wohlgemerkt: Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe ist und bleibt eine wichtiger und effektiver Kommunalverband. Er dient Westfalen und seinen Menschen.
Aber „Westfalen“ ist hier die Marke, auf die es ankommt, nicht „LWL“. (loy)
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