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Eine Idee erobert das Partynetz

Münster/Ahlen - Thomas Rubbert nennt die Zeit kurz nach dem Jahrtausendwechsel die Zeit des virtuellen Bastelspaßes. „Jeder hat seine Seite ins Netz gebracht.“ So auch Rubbert und sein Schulkollege Benjamin Wiesrecker. Die beiden Ahlener bastelten munter mit und waren fasziniert von der Vorstellung, dass sich Menschen in Echtzeit auf dem gefühlt engen Raum des weltweiten Netzes treffen. Auch wenn sie tatsächlich Tausende Kilometer von einander entfernt waren. Heute kommunizieren Tausende User auf der Plattform, für die sie als Schüler das Fundament gelegt haben.

Michaela Töns

Die Idee, ein eigenes soziales Netzwerk aufzubauen, entstand aus den Erfahrungen als Jugendliche vom Land: Bei Partys und Veranstaltungen am Wochenende traf man sich, knüpfte Kontakte. Doch diese regionale Nähe bildete bis zu diesem Zeitpunkt noch kein Portal ab. Wiesrecker und Rubbert begannen auf ihrer privaten Internetseite, neben der üblichen Gästebuch- Funktion persönliche Profile ihrer Freunde anzulegen. „Dann wollten die Leute ihr eigenes Foto zeigen“, erinnert sich Wiesrecker. Ein riesiger Aufwand, für den die beiden jungen Männer ganze Tage vor dem Rechner verbracht haben. „Dann gings immer weiter“. Immer neue Funktionen, immer neue Benutzer, immer neue Aktionen, das Portal bekannter zu machen. Nicht selten mit kilometerlangen Touren mit dem Roller in nähere und fernere Gemeinden des Kreises Warendorf, um dort Flyer unter die Menschen zu bringen.

„Das war alles Spaß“, erklärt Rubbert. Wirtschaftliche Motivation? Die gelangte längst noch nicht in die Jugendzimmer der beiden. Dort setzten Computerspiele immer mehr Staub an. Stattdessen bauten die beide jungen Männer Tag für Tag am Fundament für ihr eigenes Unternehmen, das sie heute komplett einnimmt und über die Vermarktung von Werbeflächen auch Geld einbringt.

Zehn Angestellte gehören mittlerweile um Team. Ein Heer von Honorarkräften - überwiegend Partyfotografen und Moderatoren aus der Region - kommen hinzu und spiegeln die Verwurzelung der Doolao-Idee im Münsterland wieder.

Wiesrecker hat nach Abitur und Zivildienst eine Ausbildung als Krankenpfleger absolviert, widmet sich jetzt aber zu 100 Prozent dem Netzwerk. Rubbert hat sein Mechatronik-Studium in Kanada unterbrochen und schraubt lieber und lange an technischen Finessen. Ihren Wohnsitz allerdings haben sie noch immer in Ahlen und Umgebung. Auf dem Land eben, wo ein Großteil ihrer Nutzer zu Hause ist. Sie teilen deren Perspektive, gehen selbst zu Partys. Sie machen dort selbst die „Partyfotos“, die im Portal eine große Aufmerksamkeit bekommen und eine der tragenden Säulen des Konzepts neben den persönlichen Kontakten und den privaten Profilen sind.

Inzwischen ist die Nutzergemeinde von etwa 10.000 Menschen im Jahr 2005 auf über 140 000 im ganzen Bundesgebiet angewachsen. Neben dem Münsterland, wo rund 50.000 Menschen bei Doolao unterwegs sind, kennt man das Doolao-Prinzip auch in ähnlich ländlichen Regionen von Nord- und Südhessen und Bayern. „Da wird Doolao besser verstanden als in großen Städten“, erklärt Wiesrecker.

Doolaos Wachstum und Bekanntheitsgrad faszinieren die Freunde von Rubbert und Wiesrecker. Sie fragen nach, wie man nach ihrem Vorbild ein Unternehmen gründet, eine Projekt-Idee umsetzt. Und viele haben den Schritt in die frühe Selbstständigkeit tatsächlich gewagt. Ein gutes Gefühl, sagen sie. Immer wieder betonen sie die motivierende Kraft, an etwas Eigenem zu arbeiten. Aus Prinzip kommunizieren die beiden nicht über andere soziale Netzwerke, wenngleich sie die Mitbewerber ständig auf dem Schirm haben. Der Bastelspaß ist schließlich Lebensinhalt.

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