Der CDU-Kanzlerkandidat im Porträt
Das ist Armin Laschet
Düsseldorf/Berlin
Er ist der Favorit auf die Nachfolge von Angela Merkels im Kanzleramt. Doch schwache Umfragewerte und Fehler machen Armin Laschet (CDU) zu schaffen. Jetzt setzt er auf einen Schlussspurt im Wahlkampf.
- Armin Laschet tritt bei der Bundestagswahl 2021 als Kanzlerkandidat für die CDU/CSU an.
- Laschet ist seit 2017 Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen und seit Januar 2021 Bundesvorsitzender der Union.
- Laschet tritt gegen Olaf Scholz (SPD) und Annalena Baerbock (Grüne) an, die ebenfalls Bundeskanzler bzw. Bundeskanzlerin werden wollen.
Es ist die Macht der Bilder, die Armin Laschet verfolgen. Bei seinem Besuch im Hochwassergebiet in Erftstadt am 19. Juli lacht der Ministerpräsident und Kanzlerkandidat – just in dem Moment, als Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den Angehörigen der Toten sein Beileid ausspricht. Zu sehen in der Tagesschau, es folgte eine Protestwelle im Netz – und eine Entschuldigung des Armin Laschet.
Ein Wahlkampfpanne, die eigentlich gar nicht zu Laschet passt. Denn der Ministerpräsident kann mitfühlen, hat ein unverkrampftes Verhältnis zu den Menschen, zum Alltag. Und das Hochwasser ereignete sich in seiner Heimat, im Rheinland, wo sich der bekennende Rheinländer qua Herkunft und Überzeugung immer zu Hause fühlt.
Söder attestiert Laschet "Fighter-Qualitäten"
Aber Laschet ist lernfähig, kann einstecken und sich aus Krisen raus arbeiten. Einen "Gummimann" nannte ihn ein Politik-Beobachter, ein Kandidat, der über herausragende Nehmer-Qualität und Erfahrung verfügt, formuliert es der erfahrene Horst Seehofer anerkennend. Diese Tugenden und Eigenschaften haben Laschet seine gesamte politische Karriere verfolgt. Sei es beim Kampf gegen Norbert Röttgen um den CDU-Vorsitz in NRW, den der ehemalige Integrationsminister Laschet erst im zweiten Anlauf erobert, sei es 2013 bei der Wahl zum CDU-Fraktionschef, die er nur ganz knapp gegen Karl-Josef Laumann gewann.
Doch Laschet – selbst sein Unionsinterner Widersacher Markus Söder attestiert Laschet „Fighter-Qualitäten“ – wurde 2017 Ministerpräsident, löst die unglückliche Hannelore Kraft in der Staatskanzlei ab. Seit dieser Zeit regiert der studierte Jurist und gelernte Journalist relativ geräuschlos mit einer knappen, aber stets stabilen Mehrheit im Landtag. Seine Umfragewerte waren gut, seine Beliebtheit ebenfalls – bis vor zwei Jahren alles anders wurde.
"Ich will CDU-Chef werden"
Nach dem Rückzug von Angela Merkel vom Amt der Parteivorsitzenden und dem unglücklichen Intermezzo von Annegret Kramp-Karrenbauer wagte sich Laschet aus der Deckung. „Ich will CDU-Chef werden“, verkündete Laschet im Februar 2020 vor der Bundespressekonferenz.
Er wusste: Als CDU-Bundesvize und Chef des mitgliederreichsten Landesverbandes musste er diesen Schritt wagen. Seine Kontrahenten kannte er: Norbert Röttgen und den unvermeidlichen Friedrich Merz, der sich seit 2005 aus der ersten Reihe der Politik zurückgezogen hatte, der aber als persönliche Projektionsfläche für all die diente, denen die Merkel-CDU stets zu links und zu beliebig galt.
So wurde Laschet Kanzlerkandidat der Union
Corona veränderte auch diesen Wettstreit – erst im Januar 2021 fiel die Entscheidung: Laschet setzte sich wieder einmal knapp durch, ohne Glanz. Aber er konnte sich auf die Loyalitäten der NRW-CDU und der Bundes-Partei verlassen. Verbunden mit dieser Wahl war der nächste, der vorerst letzte und vielleicht schwerste Karriereschritt für den Politik aus Aachen. „Ja, ich will Kanzlerkandidat der Union werden“, sagte Armin Laschet im Moment seiner Wahl zum Parteichef der CDU. Doch genau das wollte auch ein anderer: Markus Söder, aufgrund seiner klaren Corona-Kurses Umfrageliebling und wohl auch Favorit der Basis. Es folgte fast historischer Kampf zwischen Laschet und Söder, mit allen Mitteln, quer durch alle Verbände und Regionen. Und am Ende gewann wieder Laschet, knapp, und nur mit Hilfe des CDU-Bundesvorstandes.
Seitdem hat sich Söder mitsamt seinen CSU-Granden grollend in den bayerischen Schmollwinkel zurückgezogen. Laschet macht jetzt Wahlkampf, zwischen Hochwasser und Corona-Krise – und hofft trotz schwacher persönlicher Umfragewerte, dass die Zustimmung für seine Partei ihn ins Kanzleramt tragen wird.
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