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Technik

Gibt es auch auf Baustellen ein Corona-Beben?

In der Baubranche stellt sich die Frage, wie die Corona-Krise zu meistern ist. Kann normal weitergearbeitet werden? Stehen die Bagger still oder ist es realistisch, dass die Bauwirtschaft mit einem blauen Auge davonkommt? Experten gehen jedenfalls davon aus, dass nach zehn Jahren Boom mit einer Konsolidierungswelle zu rechnen ist.

Aschendorff Medien

Foto: Colourbox

Beginn der Krise

Für die Bauindustrie, darunter auch die Sparte des Vertriebs von Baumaschinen wie Bagger, Walze oder auch Arbeitsbühnen, zählten die vergangenen zehn Jahre mit zu den umsatzstärksten Jahren. Der Boom resultierte vor allem auf der zunehmenden Urbanisierung und dem anwachsenden Wohnungsbedarf infolge zunehmender Vereinzelung der Haushalte. Doch mittlerweile ist absehbar, dass die Corona-Krise auch zunehmenden Einfluss auf die Baustellen hat. Viele Unternehmen rechnen mit einem gewaltigen Umsatzeinbruch.

Die Lage auf den Baustellen

Zu Beginn der Krise konnten die Bagger noch uneingeschränkt Boden und Fels bewegen. Noch Anfang März war davon die Rede, dass das gute Wetter optimal für Bauarbeiten sei und dass gerade auf hochbelasteten Strecken im Straßenbau gut gearbeitet werden könne, da deutlich weniger Verkehr vorläge. Auch hieß es, dass gerade auf Baustellen der erforderliche Mindestabstand sehr gut eingehalten werden könne. Doch nun wird immer deutlicher, dass die bekannten Probleme auch auf die Baustellen durchschlagen. Die größten Einschränkungen kommen zustande durch fehlende Materiallieferungen, einen hohen Krankenstand, behördliche Quarantäneauflagen, weniger Nachfrage, Stornierungen und der Personalmangel aufgrund von Grenzschließungen.

Ursachen für den Rückgang der Aufträge

Im Unterschied zu Industrie und Handel sind sich die Experten einig, dass die Krise den Bau zeitverzögert treffen wird. Der Lockdown im März selbst hat die Baubranche aus den oben genannten Gründen nicht so stark getroffen. Doch die Auswirkungen zeigen sich nun deutlicher. Nahezu alle potentiellen Auftraggeber leiden infolge der Krise unter Liquiditätsproblemen. Deshalb werden sehr viele Aufträge zurückgestellt oder ganz gestrichen. Außerdem zeichnen sich Verschiebungen einzelner Projekte ab. So sollen von der öffentlichen Hand Mittel für die Infrastruktur in den Gesundheitsbereich verschoben werden. Auch wird damit gerechnet, dass die Aufträge im Hotelbau verzögert werden. Beim öffentlichen Bau zeigen sich die Auswirkungen der Ausgangsbeschränkungen, die Bund- und Länderregierungen erlassen hatten. Bauämter waren geschlossen, so dass stellenweise keine Ausschreibungen stattgefunden haben.

Ausblick

Viele Unternehmen der Baubranche zehren momentan noch vom hohen Auftragsbestand der Vergangenheit. Im Januar 2020 verzeichneten die Firmen einen Rekord-Auftragseingang von rund 6,4 Milliarden Euro, der in den vergangenen Wochen die meisten Unternehmen noch gut ausgelastet hat. Positiv zu bewerten ist auch, dass die Firmen in Deutschland von großzügigen Staatshilfen profitieren konnten und weil die Bauunternehmen während des Lockdowns weiterarbeiten konnten. Hoffnung setzt die Baubranche in die öffentliche Hand und den Wohnungsbau, der durch staatliche Hilfen, wie die temporäre Senkung der Mehrwertsteuer profitieren könnte.

Fazit

Wurde die Baubranche durch die Krise zu Beginn nicht so stark gebeutelt wie andere Branchen schlagen die Folgen nun durch. Allerdings dürften die Probleme insbesondere jene Unternehmen hart treffen, die vor der Krise schon zu den Firmen mit unterdurchschnittlicher Performance gezählt haben. Diejenigen Firmen, die schon während des Booms stagnierende oder rückläufige Umsätze erzielt haben, werden aus der Krise nicht herauskommen. In diesem Zusammenhang wird es zu Übernahmen oder auch zu Insolvenzen kommen.

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