Klimakonferenz in Polen
Das Fundament steht
Münster
Nach zwei zähen Verhandlungswochen fürchteten viele Beobachter, dass der Weltklimagipfel in Kattowitz in einem Desaster enden könnte. Das ist ausgeblieben. Aber zu feiern gibt es auch nichts. Ein Kommentar.
In Teilen ähnelten sich die Bilder: 2015 im Pariser Vorort Le Bourget lagen sich die Klimadiplomaten in den Armen, traten mit Tränen in den Augen vor die Kameras und ließen sich für das dort verhandelte neue Klimaabkommen feiern. Es sollte der Durchbruch sein auf dem Weg in ein postfossiles Zeitalter. Drei Jahre und einige Temperaturrekorde später nun herzten sich die Unterhändler im polnischen Kattowitz also erneut. Erleichterung war ihnen anzumerken, dass dieser Gipfel nicht gescheitert ist. Vor den finalen Verhandlungstagen noch fürchteten Beobachter, dass die 24. Vertragsstaatenkonferenz in einem Desaster würde enden können. Nun ja, sie ist es nicht. Aber zu feiern gibt es auch nichts.
In den Jahren nach Paris wurde unendlich viel Papier produziert – die CO-Emissionen aber, sie steigen weiter, die globale Mitteltemperatur auch. Und die Probleme, die die globale Erwärmung mit sich bringt, treten immer deutlicher zutage. Seit Mitte des Jahres erfährt die Öl- und Kohleindustrie Rückenwind, angeführt von Staaten wie Russland, Brasilien und allen voran den USA. Der fossile Geist hat sein Leben immer noch nicht ausgehaucht.
Ab 2023 müssen die Staaten das erste Mal offenlegen, welche Anstrengungen sie tatsächlich unternommen haben; der öffentliche Druck, so die Idee, soll die Säumigen zur Räson bringen. Dass sich die Staaten nun gegenseitig in aktivem Klimaschutz überbieten, darf zumindest angezweifelt werden. Viele Regierungschefs und Umweltminister jedenfalls reisten ohne konkrete Zusagen nach Polen, dafür mit einem Koffer voll Geld. Auch Deutschland bildete keine Ausnahme.
Die Weltgemeinschaft ist bislang krachend daran gescheitert, ernsthaft Klimaschutz zu betreiben. Das Pariser Abkommen war reine Philosophie – nun also soll das 133-seitige Abschlussdokument Verbindlichkeit und Transparenz schaffen. Ob das gelingt, bleibt abzuwarten. Die Staaten haben jetzt zumindest ein Fundament für die Umsetzung des Paris-Abkommens errichtet – hoffen wir, dass es nicht auf Sand gebaut ist.
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