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Kommentar

Debatte über Osterferien: Die Mutlosen

Der sächsische Ministerpräsident Kretschmer hat mit dem Ausfall des Osterurlaubs eine heftige Diskussion ausgelöst. Woher nimmt er die Gabe dieser düsteren Prophezeiung? Ein Kommentar.

Frank Polke

Michael Kretschmer (CDU), Ministerpräsident von Sachsen, nimmt im Landtag an der Sitzung teil. Foto: Sebastian Kahnert

Die Fähigkeit, 80 Millionen Deutsche durch eine Jahrhundertpandemie zu regieren, setzt auch die Gabe voraus, Menschen Mut zuzusprechen. Daran hat – politisch fachfremd, sportpsychologisch als Trainer des FC Bayern München aber hoch kompetent – Hansi Flick erinnert. Kontraproduktiv in diesem Sinne dagegen die Einlassungen des sächsischen Ministerpräsidenten Kretschmer. Er schließt Osterurlaub in Deutschland aus.

Woher nimmt Kretschmer diese Gabe zur düsteren Prophezeiung? Natürlich arbeiten viele Kliniken am Limit, ist jeder Todesfall einer zu viel, ist die Gefahr durch Mutationen real – aber dieser Zustand wird weder durch Verharmlosung noch durch einen Überbietungswettbewerb der Untergangsszenarien gemildert. Niemand will an der Strandpromenade von Norderney Party machen, keiner will, dass Tausende Menschen die Einkaufs­zentren stürmen oder 80 000 Fans im Stadion singen.

Die Deutschen haben seit einem Jahr ein enormes Maß an Disziplin, Leidensfähigkeit und Solidarität bewiesen. Grund genug für die politisch Verantwortlichen von Dresden bis Berlin, diese Tugenden für einen Einstieg in den Ausstieg aus dem Lockdown einzurechnen.

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