1. www.wn.de
  2. >
  3. Kommentar
  4. >
  5. Kunst und Kritik – eine spannungsreiche Beziehung

  6. >

Kommentar

Kunst und Kritik – eine spannungsreiche Beziehung

Hannover

Hannovers Ballettdirektor Marco Goecke hatte die Kritikerin Wiebke Hüster angegriffen und mit Hundekot beschmiert. Nach einem sofortigen Hausverbot teilte das Staatstheater nun mit, man habe sich einvernehmlich getrennt. Ein Kommentar.

Marco Goecke Foto: Christophe Gateau/dpa

Wer in der Öffentlichkeit kegelt, muss sich gefallen lassen, dass die Treffer gezählt werden, so Kurt Tucholsky. Künstler und Kritiker: Die einen schaffen Werke, die sie öffentlich zur Schau stellen, die anderen schauen und bewerten, was sie sehen, hören, erleben. Sie unterscheiden und urteilen. Das nennt man Kritik.

Natürlich kann die schmerzen – und Einfluss auf den Erfolg des Künstlers haben, was im hannoverschen Hundekot-Skandal wohl Motivation für die unflätige Handlung des Ballettchefs war. Er fürchtete zurückgehende Kartenkäufe nach einem Verriss. An sich verständlich und kein Einzelfall: So gab es in Münster schon Intendanten, die den Kritiker klagend fragten: „Was machen Sie mit uns?“, und auf die Rückmeldung der Theaterkasse verwiesen. Aber höflich und respektvoll. Über das Interesse, das Kritiken für die Kunst und das Theater wecken, hört man hingegen selten Klagen.

Gewiss teilt die FAZ-Autorin bisweilen heftig aus, nannte etwa Goeckes letztes Stück „eine Blamage und eine Frechheit“. Nicht erst seit den Zeiten Marcel Reich-Ranickis gefallen sich manche Kritiker, statt sachlich zu argumentieren, in möglichst drastischen Verrissen, wofür sie wiederum von manchen Lesern geliebt werden. Und stellen sich damit ihrerseits der öffentlichen Beurteilung, die in bösen Zuschriften gipfeln kann. Der Hundekot-Fall aber ist unfassbar – er schrie nach einem Rausschmiss.

Startseite