Kommentar
Mega-Streik scheitert an eigener Größe
Die Gewerkschaften EVG und Verdi wollten ihre Schlagkraft verstärken, indem sie ihre Tarifkonflikte in einem Verkehrsstreik verknüpfen. Aber: Beim Warnstreik kam es nicht zum befürchteten Chaos. Der Mega-Streik ist an seiner eigenen Größe gescheitert. Ein Kommentar.
Leere auf Bahnsteigen, an Bushaltestellen und auf den Startbahnen – aber auch keine Staus auf den Autobahnen, keine ungewöhnlich verstopften Innenstädte. Die Lage am Warnstreik-Montag erinnert an Lockdown-Zeiten.
Damit dürfte ein Grund genannt sein, dass die im Ausstand vereinten Gewerkschaften zwar das Land lahmlegen, aber eben kein (Verkehrs-)Chaos anrichten konnten. Seit der Pandemie ist Homeoffice in vielen Unternehmen gelebter Alltag, einen Tag mal nicht zu pendeln, ist für viele Beschäftigte leichter als früher.
Ausstand komplett überzogen
Vereint streiken, um die Wirkung zu erhöhen – diese Strategie der Funktionäre ist nicht aufgegangen. Der Mega-Streik ist an der eigenen Größe gescheitert. Letztlich hat gerade die Größe des befürchteten Chaos bewirkt, dass dieses ausgeblieben ist: Vorgewarnte Urlauber verschoben die Reise, Bus-Nutzer griffen zum Rad, wer nicht unbedingt an den Arbeitsplatz musste, blieb daheim.
Das ändert nichts daran, dass der Ausstand komplett überzogen war. Ein derartiger Warn(!)-Streik, bevor die Tarifparteien überhaupt ernsthaft verhandelt haben, ist unverhältnismäßig. Und die Preissteigerung trifft nicht allein die Mitglieder starker Gewerkschaften, sie quält auch diejenigen, auf deren Rücken sie gestreikt haben.
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