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Kommentar

Mega-Streik scheitert an eigener Größe

Die Gewerkschaften EVG und Verdi wollten ihre Schlagkraft verstärken, indem sie ihre Tarifkonflikte in einem Verkehrsstreik verknüpfen. Aber: Beim Warnstreik kam es nicht zum befürchteten Chaos. Der Mega-Streik ist an seiner eigenen Größe gescheitert. Ein Kommentar.

Stillstand auf der Schiene: Der Warnstreik von Verdi und Eisenbahner-Gewerkschaft löste am Montag kein Verkehrschaos aus. Foto: Sina Schuldt

Leere auf Bahnsteigen, an Bus­haltestellen und auf den Startbahnen – aber auch keine Staus auf den Autobahnen, keine ungewöhnlich verstopften Innenstädte. Die Lage am Warnstreik-Montag erinnert an Lockdown-Zeiten.

Damit dürfte ein Grund genannt sein, dass die im Ausstand vereinten Gewerkschaften zwar das Land lahm­legen, aber eben kein (Verkehrs-)Chaos anrichten konnten. Seit der Pandemie ist Homeoffice in vielen Unternehmen gelebter Alltag, einen Tag mal nicht zu pendeln, ist für viele Beschäftigte leichter als früher.

Ausstand komplett überzogen

­Vereint streiken, um die Wirkung zu erhöhen – diese Strategie der Funktionäre ist nicht aufgegangen. Der Mega-Streik ist an der eigenen Größe gescheitert. Letztlich hat gerade die Größe des befürchteten Chaos bewirkt, dass dieses ausgeblieben ist: Vorgewarnte Urlauber ver­schoben die Reise, Bus-Nutzer griffen zum Rad, wer nicht unbedingt an den Arbeitsplatz musste, blieb daheim.

Das ändert nichts daran, dass der Ausstand komplett überzogen war. Ein derartiger Warn(!)-Streik, bevor die Tarifparteien überhaupt ernsthaft verhandelt haben, ist unverhältnismäßig. Und die Preissteigerung trifft nicht allein die Mitglieder starker Gewerkschaften, sie quält auch diejenigen, auf deren Rücken sie gestreikt haben.

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