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Kommentar zu Warnstreiks im öffentlichen Dienst

Muskelspiel zur Unzeit

Sind Arbeitskämpfe in Corona-Zeiten ein geeignetes Mittel des Tarifstreits? Im öffentlichen Dienst startet Verdi einen Warnstreik – das ist ein Fehler.

Jürgen Stilling

Im öffentlichen Dienst gibt es Warnstreiks. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Kräftige Lohnerhöhungen für Pflegekräfte und Erzieher stoßen während der aktuellen Corona-Pandemie bei vielen Menschen auf Zustimmung. Dieses Verständnis schließt allerdings das Gros der Angestellten und Beamten in der öffentlichen Verwaltung nicht ein. Die aktuellen Wirtschafts­turbulenzen treffen sie weitaus weniger hart als die Mitarbeiter von Privatunternehmen. Gründe für Verdis üppige Lohnforderungen gibt es deshalb nicht. Auch steigende Preise können bei einer Null-Inflation keineswegs als Argument für einen großen Schluck aus der Lohnpulle herhalten.

Die Gehaltsforderungen sind eines, gehören ja auch zum Ritual einer Tarifrunde. Dreist hingegen sind die begonnenen Warnstreiks. Die Bürger müssen in diesem Jahr ohnehin coronabedingt manche Last tragen. Jetzt werden die Müllentsorgung und die Gesundheitsversorgung in Mitleidenschaft gezogen. Selbst Kindertages­stätten wurden von den Warnstreiks nicht gänzlich ausgenommen. Verständnis wird es für dieses Muskelspiel der Gewerkschaft kaum geben.

Hinzu kommt: Die staatlichen Kassen sind leer. Was nicht da ist, kann auch nicht großzügig verteilt werden.

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