Kommentar
Unter dem Brennglas: das Ende des Schuljahres
Das ungewöhnlichste Schuljahr in der Geschichte der Bundesrepublik ist zu Ende: Am Freitag gab es Zeugnisse. Corona hat die Schwachstellen unseres Staates, unserer Verwaltung offengelegt - gerade mit Blick auf die Schulen.
Inzidenzkurven, die sich örtlich, regional und zeitlich verschieden ausprägten, die wissenschaftliche Unsicherheit über das Übertragungsrisiko von Kindern und Jugendlichen, Probleme bei der millionenfachen Verteilung von Tests – für eine derartige Pandemie lag keine Blaupause in der Schreibtisch-Schublade eines Ministeriums.
Dennoch: Corona hat die Schwachstellen unseres Staates, unserer Verwaltung offengelegt. Dazu gehört eine Kultusministerkonferenz, die weder effizient noch entscheidungsfreudig agiert hat. Allzu oft wurde schwerfällig getagt, allzu oft gab die Parteizugehörigkeit den Ausschlag vor Fach-Argumenten. Zu den wie unter einem Brennglas sichtbar gewordenen Problemen gehört auch die Ineffizienz vieler Verwaltungsebenen, die Ad-hoc-Informationspolitik des Ministeriums in Düsseldorf. Eltern haben einen Anspruch darauf, früher als am Freitag zu erfahren, ob und wie ihre Kinder am Montag in die Schule gehen dürfen oder eben nicht. Auch Schulen und Lehrer wurden allzu oft zu spät oder nie informiert.
Deutschland rühmte sich einmal einer zwar teuren, aber effizienten Verwaltung. Das zu Ende gegangene Schuljahr hat bewiesen, dass dies eine Illusion ist. Umso bedauerlicher, dass diese Erkenntnis auch den Bereich trifft, der die Zukunft unserer Kinder bestimmt.