Kommentar
Warnstreiks bei der Post sind ein gefährlicher Wettlauf
Münster
Bei der Post wird weiter gestreikt – doch die Gewerkschaft Verdi macht den Mitarbeitern Versprechen, die sie nicht halten kann. Ein Kommentar.
Bei der Post zeigt sich jetzt exemplarisch, was in manchen Branchen schon zuvor geschehen ist und in vielen Wirtschaftszweigen noch bevorsteht: Das Gros der Arbeitnehmer und ihrer Gewerkschaften versucht, Lohnerhöhungen durchzusetzen, die mindestens die hohe Preissteigerungsrate ausgleichen.
Zum Scheitern verurteilt
Doch dieser gefährliche Wettlauf gegen die Inflation kann nicht gelingen. Wenn alle Menschen mehr Geld verdienen, wird durch die dadurch gestiegene Kaufkraft der Preisgalopp weiter angeheizt. Noch ist trotz der ersten Leitzinserhöhungen der Europäischen Zentralbank soviel Geld in Umlauf, dass immer neue Preisrunden möglich sind. Letztlich kann es den Gewerkschaften deshalb nicht gelingen, den Menschen Reallohneinbußen zu ersparen.
Hinzu kommt, dass Verdi auf die hohen Gewinne des Unternehmens verweist. Doch die Argumentation hinkt, denn die Erträge des Post-Konzerns werden vor allem im Ausland erwirtschaftet, also nicht von den Mitarbeitern in Deutschland. So verständlich der Wunsch der Gewerkschaft und der oft niedrig bezahlten Post-Angestellten ist, die knappen Einkünfte aufzustocken – er ist momentan nicht nachhaltig zu erfüllen.