Kommentar
Weise Entscheidung des Ethikrats: In die Zeit gesetzt
Der Ethikrat berät und macht Vorschläge. Entscheiden müssen in der Corona-Krise aber gewählte Politiker. Und am Ende prüfen die Gerichte.
Die zuletzt durch den Ticket-Dienstleister Eventim befeuerte Diskussion, Geimpfte etwa bei privaten Kulturveranstaltungen zu privilegieren, kommt zur Unzeit. Sie erinnert an das Fell des Bären, das bereits verteilt wird, bevor er erlegt ist.
In diesen Tagen sollte man weniger über Kunstmessen, Festspiele oder Stadionkonzerte nachdenken und mehr an den beharrlichen und systematischen Kampf gegen das Virus und erste vorsichtige Lockerungen, etwa für die bislang besonders bedrängten Heimbewohner. Der Ethikrat hat die Frage nach generellen Privilegien für Geimpfte klugerweise in die Zeit gesetzt. Für die Impfmoral in der Bevölkerung wäre es vermutlich doppelt schlecht, wenn der Eindruck einer „Impfpflicht durch die Hintertür“ vermittelt würde.
Der Weg aus der Krise wird nur solidarisch und in wohlüberlegten Schritten gelingen. Mit fortschreitender Impfquote und sinkenden Fallzahlen mag es dann zielführend sein, im privatwirtschaftlichen Raum Sonderregeln für Geimpfte zu gewähren, um den Neustart anzuschieben. Im Idealfall wird das Virus durch eine hohe Impfquote so weit zurückgedrängt, dass sich die Frage nach besonderen Regeln mittelfristig nicht mehr stellt.
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