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Kommentar

Wie Kinder unter Corona leiden

Münster

Fehlende Kontakte zu Gleichaltrigen, ungeregelte Tagesabläufe, Verbote aller Hobbys: Die Corona-Maßnahmen belasteten mehr und mehr Kinder und Jugendliche. Was ist zu tun?

Gunnar A. Pier

Wie kann man Kinder gut durch den Lockdown begleiten? Diese Frage stellen sich derzeit viele Eltern. Foto: dpa

Die Probleme kommen schleichend – umso schwieriger ist es, sie zu bemerken. Kinder und Jugendliche leiden zunehmend unter der Corona-Situation. Längst geht das über ein bisschen Langeweile hinaus: Weil ihnen zuhause häufig Kontakte zu Gleichaltrigen und damit Gleichgesinnten fehlen, zeigen sich mehr und mehr psychische Probleme, deren Folgen schwer abzusehen sind.

Für die Eltern ist das auch jenseits der organisatorischen Herausforderungen eine schwierige Situation. Sie müssen zunächst einmal einsehen, dass selbst ihr größtes Bemühen, ihre investierte Zeit und die gezeigte Zuwendung auf Dauer nicht das Spielen mit Freunden ersetzen können. Umgekehrt ist es ja nicht anders: All die netten Mau-Mau-Runden mit den Kleinen sind kein Ersatz für Begegnungen und Gespräche mit Freunden.

Was tun? Eltern müssen abwägen zwischen den Gefahren einer Infektion, wenn sie etwa Kita-Besuche wieder gestatten, und den psychischen Problemen, die bei weiterer Isolation drohen. Schwierig. Ein Gedanke dazu: Wer bislang darauf vertraut hat, dass die Beschränkungen gerechtfertigt waren, könnte sich auch auf die Politik verlassen, wenn sie – wie jetzt – die Regeln lockert.

Lockdown-Auswirkungen auf Kinder

Verpasste Entwicklungschancen, Ängste, Depression, Bewegungsmangel, familiärer Stress – die Corona-Pandemie kann besonders für Kinder und Jugendliche schwere Folgen haben. Das Problem hat auch die Kliniken erreicht. „Ja, wir sehen Corona-Opfer“, sagt etwa Prof. Martin Holtmann von der LWL-Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Hamm. Von einer „verlorenen Generation“ will er ausdrücklich nicht sprechen, aber wenn Jugendliche eine Neigung zur depressiven Stimmungen hätten, könnte das dadurch verstärkt werden, dass alles, was ihnen wichtig war, weggebrochen ist.

„Die Lage spitzt sich zu“, sagt auch Ulrike Metzler, Kinder- und Jugendärztin in Gronau. Seit zwei bis drei Wochen würden Kinder auch verbal äußern, dass sie traurig seien und ihnen ihre Freunde fehlten. „Mütter erzählen mir, dass ihre Kinder weinend gesagt haben, dass sie wieder zur Kita möchten.“ Manche hätten Schlaf- und Essstörungen.

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