"Israeltag" im Rathausfestsaal
75 Jahre Israel: Volker Beck gratuliert einem bedrängten Staat
Münster
Vor 75 Jahren wurde der Staat Israel gegründet. Beim „Israeltag 2023“ im Rathausfestsaal gratulierte der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Volker Beck, mit einem von Kenntnis und Sympathie für das bedrängte Land geprägten Festvortrag.
75 Jahre sind fast ein ganzes Menschenleben - ein Staat, der vor 75 Jahren gegründet wurde, gilt hingegen noch als jung. Und so passte es gut, dass vor dem Festvortrag von Volker Beck anlässlich des 75-jährigen Bestehens des Staates Israel am Donnerstagabend im Rathaus der „Frühling“ aus Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ gegeben wurde: Das Land, so die mehr von Hoffnung als von aktuellen Realitäten getriebene Botschaft, hat noch ganz viel vor sich.
Zumindest wirtschaftlich steht es hervorragend da, betonte Beck, langjähriger Bundestagsabgeordneter der Grünen und heute Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG), in seiner Ansprache, die er beim „Israeltag 2023“ vor rund 200 Zuhörerinnen und Zuhörern hielt. Fast eine Stunde dauerte sein Parforceritt durch die Geschichte des Staates Israel, kenntnisreich, voller Empathie für ein Land, zu dem fast jeder in Deutschland eine Meinung hat, das aber nur die wenigsten tatsächlich kennen. „Es gibt in Deutschland noch mehr Nahostexperten als Bundestrainer“, sagte Beck.
Kritik an Justizreform
Die Geschichte Israels zeuge von „beispielhafter Resilienz“, so Beck. Vom Tag seiner Gründung an sei das Land immer wieder Angriffen von außen ausgesetzt gewesen, denen es am Ende dann doch widerstand. Zugleich entwickelte es sich zu einem Powerhouse, das heute in vielen Bereichen – von Start-ups bis Hightech – weltweit führend sei. Deutschland mit seinem vom Kanzler propagierten „Deutschlandtempo“ – es gab viele Lacher im Raum, als das Wort fiel – könne da durchaus von Israel lernen.
Beck räumte mit Narrativen auf, die gerade in palästinenserfreundlichen Kreisen verbreitet sind und das Existenzrecht Israels anzweifeln. Er merkte an, dass mit der aktuellen Palästinenserführung kein dauerhafter Frieden möglich sei, und kritisierte bestimmte propalästinensische Demonstrationen in Deutschland, die nach seiner Ansicht de facto antisemitisch seien. Aber auch an Israel übte er Kritik: Bei der heiß diskutierten Justizreform, die die Netanjahu-Regierung plant, stehe die Deutsch-Israelische Gesellschaft indes klar aufseiten jener Israelis, die gegen die Reform seien.
Musiker aus Münster und seiner Partnerstadt Rishon Le-Zion sorgten für den festlichen Rahmen des Israeltages, zu dem Stadt und DIG jedes Jahr einladen und an der am Donnerstag auch Polizeipräsidentin Alexandra Dorndorf und Regierungspräsident Andreas Bothe teilnahmen. Bürgermeister Klaus Rosenau betonte in seiner Rede, dass er sich noch engere Beziehungen zwischen Münster und Rishon wünsche und sagte zugleich, dass er für die Patenschaft „dankbar“ sei. Die münsterische DIG-Vorsitzende Regine Foerster wünschte Israel zum 75-jährigen Bestehen „dauerhaften Frieden“.
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