Protest gegen AfD-Neujahrsempfang
8000 zeigen, wie bunt Münster ist
Münster
8000 Menschen kamen am Freitag zur Kundgebung gegen den AfD-Neujahrsempfang im Rathaus. Für den musikalischen Höhepunkt sorgten die „Donots“.
Mit 5000 Teilnehmern haben die Organisatoren der Kundgebung gegen den AfD-Neujahrsempfang im Rathaus gerechnet – gekommen sind mehr als 8000. Der Prinzipalmarkt ist bereits zu Beginn schwarz vor Menschen, rund um Drubbel und Rothenburg gibt es kaum noch ein Durchkommen. „Das hier ist die schönste Kulisse“, sagt Ingo Knollmann, Sänger der Donots.
„In Münster sind alle gleich, und das werden wir jetzt denen da vorne beweisen.“ Dann rockt die Punk-Band los, und die Menge beginnt zu springen. Genauso schön wie die Kulisse ist der Verlauf der Kundgebung – die Polizei bilanziert einen „friedlichen Protest“.
An den Fassaden der Giebelhäuser wehen Europa-Fahnen, hinter den Fenstern ist es dunkel – aus Protest gegen die Veranstaltung der rechtskonservativen AfD, bei der auch die umstrittene Parteichefin Frauke Petry dabei ist, haben die Kaufleute das Licht ausgeschaltet.
Die meisten Geschäfte am Prinzipalmarkt, aber auch in den angrenzenden Straßen, haben bereits am späten Nachmittag die Türen abgeschlossen. Wegen der riesigen Menschenmenge in der guten Stube der Stadt, aber auch wegen umfassender Absperrmaßnahmen durch die Polizei wären sie ohnehin kaum erreichbar gewesen.
Carsten Peters vom Bündnis „Keinen Meter den Nazis“ betont, dass die AfD – „eine fremdenfeindliche, rassistische Partei, die die Gesellschaft spaltet“ – in Münster unerwünscht sei. Für den Fall, dass die AfD weitere Veranstaltungen in der Stadt plane, stellt er klar: „Wir werden sie auch künftig so empfangen.“ Der Vorsitzende des Integrationsrates, Omer Lütfü Yavuz, unterstreicht, dass Flüchtlinge eine Bereicherung für die Gesellschaft darstellen.
Kerstin Stegemann vom Bund der Katholischen Jugend stellt sich gegen „Hetze“ und sagt: „Wir wollen unser Land bunt, human und offen gestalten.“ Dazu recken Kundgebungsteilnehmer zahllose Plakate in die Höhe. „AfD wählen ist so was von 1933“ steht drauf, „Münster bleibt bunt“ oder einfach nur „Eierkuchen“. Mittendrin: eine Gruppe junger Leute, die unter dem Motto „Baklava statt Petry heil“ kostenlos süßes Gebäck verteilt.
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Vier Stunden ist der Prinzipalmarkt eine Mischung aus Hexenkessel und Happening. Es wird gepfiffen, getrommelt, getanzt, „Nazis raus“ gerufen. Als auf der Bühne „We shall overcome“ angestimmt wird, singen Tausende mit – und sorgen für Gänsehaut-Stimmung. Zumindest um Münster, so scheint es an diesem 10. Februar, muss man sich in einer Zeit, in der weltweit Populisten auf dem Vormarsch sind, keine Sorgen machen.
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