1. www.wn.de
  2. >
  3. Münster
  4. >
  5. AfD-Ratskandidat teilt rechtsextreme Inhalte auf Facebook

  6. >

Fall soll im Vorstand behandelt werden

AfD-Ratskandidat teilt rechtsextreme Inhalte auf Facebook

Münster

Ein AfD-Kommunalpolitiker aus Münster teilt auf seinem Facebook-Profil den Inhalt einer rechtsextremistischen Partei. Unwissenheit, sagt die AfD Münster, die den Fall im Vorstand thematisieren will. Ein weiteres Beispiel für die Linie der Partei, befinden dagegen linke Kräfte.

Björn Meyer

Auf dem Facebook-Profil des Handorfer AfD-Kommunalpolitikers Karl-Heinz Kramer finden sich eine Reihe fragwürdiger Inhalte. Bisweilen spielen sie sprach- und bildlich mit dem Ableben von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Ein geteilter Inhalt stammt zudem sicher aus einer rechtsextremen Quelle. Foto: Björn Meyer

Die AfD sieht er eigenem Bekunden nach als Deutschlands letzte Chance. In seiner Freizeit ist Karl-Heinz Kramer zudem offenbar gerne auf Facebook unterwegs. Was grundsätzlich wenig aufregend klingt, ist im Falle von Kramer, der für die kommende Kommunalwahl nicht nur als AfD-Wahlkreiskandidat für Handorf, sondern auch auf Platz fünf der Liste für den Rat der Stadt Münster aufgestellt ist, etwas pikanter.

Denn Kramer teilt auf seinem Facebook-Profil weniger Urlaubsbilder oder Katzenvideos, sondern Inhalte, die vornehmlich am rechten Rand der Demokratie anzusiedeln sind – oder eben noch ein paar Schritte weiter rechts.

Merkel auf Grabstein-Fotomontage

Ein Post etwa ist die Fotomontage eines Grabsteins. Auf dem steht der Text: „Beim Euro, der Energiewende, Einwanderung – überall lag sie falsch, aber hier liegt sie richtig.“ Darüber ist der Name „Dr. Angela Merkel“ zu lesen. Eine andere Montage zeigte bis vor kurzem Merkel als Mona Lisa in einem Bilderrahmen. In einer Sprechblase steht dazu der Text: „Hängen wir sie auf, oder stellen wir sie an die Wand?“

„Geschmackssache“, nennt der münsterische AfD-Sprecher Martin Schiller diese von Kramer geteilten Inhalte. Ein mittlerweile ebenfalls gelöschter Post wird aber offenbar auch innerhalb der AfD kritischer gesehen. Pikant daran vor allem die Quelle, denn das Bild zeigt unter einem Text einen Eichenlaubkranz, in dessen Mitte die römische Zahl „III“ prangt – das Zeichen der Partei „der III. Weg“. Laut dem Bundesamt für Verfassungsschutz handelt es sich hierbei um eine rechtsextremistische Kleinpartei, die als Auffangbecken für Angehörige der neonazistischen Szene fungiert.

Man habe mit Kramer, der sich laut Schiller gerade im Urlaub befinde, darüber gesprochen. Kramer habe in dem Gespräch versichert, aus Unwissenheit gehandelt zu haben. Trotzdem soll der Fall nach der Rückkehr Kramers im AfD-Vorstand behandelt werden, um zu besprechen, ob Ordnungsmaßnahmen verhängt werden müssten, so Schiller.

Carsten Peters vom Bündnis "Kein Meter den Nazis"

Andere haben ihr Urteil über Kramer, der Journalisten, wenn er sich unbeobachtet fühlt, gerne einfach nur als „die Bösen“ bezeichnet, bereits gefällt. Münsters Antifa etwa hatte Kramers Profil als Erste genauer unter die Lupe genommen und den von der rechtsextremen Quelle geteilten Inhalt entdeckt. Mittlerweile hat sich auch das Bündnis „Keinen Meter den Nazis“ zu Kramer geäußert. „Dieses erneute Überschreiten des demokratischen Konsens durch die AfD Münster reiht sich ein in eine lange Liste eindeutig extrem rechter Äußerungen, Positionierungen und Handlungen”, ordnet Carsten Peters, Pressesprecher des Bündnisses und grüner Ratsherr, die Rechercheergebnisse ein.

Das Bündnis fordert in diesem Zuge hinsichtlich des Kommunalwahlkampfs alle Parteien auf, es Grünen, SPD, Linke, ÖDP und der Liste „Münster – bunt und international“ gleichzutun und sich einer kürzlich verfassten „Münsteraner Erklärung gegen rechts“ anzuschließen. „Es ist jetzt an der Zeit, klar Stellung gegen Rassismus, soziale Ausgrenzung und Menschenverachtung zu beziehen und diesen Worten Taten folgen zu lassen. Das wäre ein guter Start in den Kommunalwahlkampf”, so Peters. CDU und FDP haben diese Erklärung bewusst nicht unterschrieben.

Startseite