Neue Ausstellung vor der Villa ten Hompel
Auch Polizisten wurden zu Tätern
Münster
Wer hat sich an der Ermordung der Juden beteiligt? Wo wurden sie ermordet? Diese Frage stehen im Mittelpunkt einer neuen Ausstellung vor der Villa ten Hompel.
Nicht ausschließlich die „SS“ und „Einsatzgruppen“ waren während des Zweiten Weltkrieges an der Verfolgung und Ermordung jüdischer Menschen in den von Deutschland besetzten Gebieten beteiligt, sondern auch die Polizei. Mit dem Blick darauf zeigt der Geschichtsort Villa ten Hompel seit Sonntag eine Ausstellung mit dem Titel „Den Tätern auf der Spur“.
„Orte des Holocausts“ nennen die Initiatoren zum einen Konzentrationslager, in denen Polizisten jüdische Gefangene töteten, zum anderen aber auch Plätze im Wald, wo Juden erschossen und dort oberflächlich begraben wurden. Es geht um solche Holocaust-Orte in Polen: Majdanek, Józefów, Zamość, Treblinka, Bialystok und Lopuchowo.
Junge Polizisten auf Bildungsreise
Erkenntnisse aus drei Bildungsreisen von Mitarbeitern sowie jungen Polizisten zu diesen Orten seien in die Ausstellung eingeflossen, berichtete Thomas Köhler, pädagogisch-wissenschaftlicher Mitarbeiter der Villa ten Hompel, bei der Eröffnung. Erstellt wurde die Ausstellung von Kim Sommerer. In Bialystok etwa haben, so erklärte Köhler, im Juni 1941 deutsche Ordnungspolizisten mindestens 700 jüdische Menschen in der örtlichen Synagoge umgebracht, indem sie Treibstoff hineinschütteten und ihn mittels Handgranaten entzündeten.
Eine Bildungsreise für junge Polizisten aus ganz Deutschland habe im Jahr 2021 stattgefunden, unterstützt durch die Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft und das Auswärtige Amt im Programm „Jugend erinnert“, so Thomas Köhler. Bei einer weiteren Reise im selben Jahr in Zusammenarbeit mit der Landeszentrale für politische Bildung sei es um Geschichte und die Verantwortung aus ihr für den gegenwärtigen beruflichen Alltag gegangen.
„Steht man gerade auf einem Massengrab?“
Einer der freiwilligen Teilnehmer war Polizist Philipp Heck aus Hamburg. Er sagte am Sonntag: „An einem solchen Tatort im Wald zu stehen, sich zu bewegen, war das bedrückendste Gefühl, das ich je hatte. Man wusste nicht, ob man gerade auf einem Massengrab stand.“ Die Erlebnisse seien wesentlich eingehender gewesen als die theoretische Besprechung bei der Vorbereitung. Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 11. Mai.
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