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Studierende auf dem Weg zur Berufswahl

Von der Liebe zur Literatur

Münster

„Germanistik im Beruf“ heißt ein etabliertes Angebot am Germanistischen Institut der WWU. Dr. Jürgen Gunia hat es ins Leben gerufen, um Studierenden Möglichkeiten aufzuzeigen, welche beruflichen Perspektiven das Studium der Germanistik bietet.

Philine Bamberger

Herbert Knorr, Stefanie Ericke-Keidtel und Christof Hamann (von oben nach unten). Foto: Carsten Vogel

In den vergangenen Jahren als reine Vortragsreihe konzipiert, ist seit diesem Jahr alles anders: „Die Vortragszeit (abends 18 Uhr) und auch die Vortragssituation selbst waren nicht besonders glücklich. Und es sollten nicht bloß Praxisperspektiven aufgezeigt werden: Die Übung selbst sollte Praxis werden”, sagt Gunia zum veränderten Konzept der Reihe. Eine Übung, an deren Ende die Ergebnisse auf der Webseite des Germanistischen Instituts zum Nachlesen abgebildet werden.

Unter dem thematischen Schwerpunkt „Literaturvermittlung“ sind in diesem Semester drei Gäste unterschiedlicher Berufsfeldern eingeladen. Zunächst der Autor und Literaturwissenschaftler Christof Hamann, der nicht nur mehrere ausgezeichnete Romane wie „Seegfrörne“ und „Usambara“ geschrieben – und sich auch beim Ingeborg-Bachmann-Preis in Klagenfurt der Jury gestellt – hat, sondern auch Professor für Literaturwissenschaft und Literaturdidaktik an der Uni in Köln ist. Dort gibt er seine Liebe zum Schreiben an Studierende weiter, mit denen er gemeinsam die Literaturzeitschrift „Schliff” ins Leben gerufen hat: „Das ist toll, Studierende und Lehrende schreiben für das gleiche Projekt. Es gibt einen regen Austausch und die Teilnehmer lernen, selbstständig ein Werk herauszugeben.”

Ein mehrstündiger Workshop erlaubt es den Studierenden schließlich, sich mit dem beruflichen Alltagsleben der Literaturvermittler Herbert Knorr und Stefanie Ericke-Keidtel auseinanderzusetzen und sie zu interviewen. Knorr ist neben seiner Tätigkeit im Literaturbüro in Unna ebenfalls Schriftsteller und vor allem verantwortlich für Europas größtes Krimi-Festival „Mord am Hellweg”. Er macht deutlich, dass Erfahrung im Literaturbetrieb ein wichtiger Faktor ist: „Praktika, Praktika, Praktika. Nehmen Sie mit, was Sie kriegen können, aus möglichst verschiedenen Bereichen.”

„Ich mache, was ich liebe”, schwärmt Stefanie Ericke-Keidtel, die in Berlin beim „mairisch-Verlag” arbeitet und für Jugendliteratur zuständig ist. Jährlich stellt sie das Lesefest „Seiteneinsteiger“ auf die Beine: „Es gibt viele Angebote für Kinder und Erwachsene - für Jugendliche ist der Markt noch ausbaufähig.” Die Konkurrenz der multimedialen Angebote komme da manchmal in die Quere, es gebe aber durchaus viele literaturinteressierte Jugendliche. „Man muss ihnen nur eine Plattform bieten”, betont Ericke-Keidtel.

Einig waren sich alle drei Gäste: Die Arbeit im Literaturbetrieb ist kein sicheres Gebiet. Der Weg dorthin ist nicht leicht, dennoch sind alle drei begeistert von ihrem Beruf. „Reich wird man nicht”, lacht Ericke-Keidtel, „aber das Umfeld ist toll und es macht einfach viel Spaß!”

Flankiert wird die Übung von einem journalistischen Crash-Kurs mit praxisnahen Schreibübungen, die Carsten Vogel von den Westfälischen Nachrichten überwacht. Auch beim gemeinsamen Redigieren der Texte steht der Online-Redakteur zur Seite: „Wissenschaftliche Texte zu verfassen ist etwas völlig anderes, als für die Tageszeitung zu schreiben. Und für Online gelten noch wieder andere Regeln“.

Und was meinen die Studierenden? „Besonders der Workshop war spannend, wir haben viele Insider-Informationen bekommen. Auch das Schreiben war eine interessante Erfahrung, dadurch bekommt man eine gute Grundlage für das journalistisches Schreiben.”

„Über Details müssen wir noch einmal nachdenken, im Großen und Ganzen hat es aber hervorragend funktioniert”, resümiert Dr. Jürgen Gunia und kündigt an, dass im kommenden Wintersemester das Thema “Lektorat” im Fokus stehen wird.

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