Kundgebung auf dem Prinzipalmarkt
Mehr als 5000 Menschen vereint in Schmerz und Wut
Münster
Mehr als 5000 Menschen haben am Freitagabend an einer Solidaritätsveranstaltung für den verstorbenen 25-jährigen Malte teilgenommen, der am Rande des CSD in Münster attackiert worden war. Redner äußerten Trauer, aber auch Wut.
In den Applaus mischt sich Erleichterung, als Juna Große-Lengerich vom Verein Livas die Nachricht verkündet, auf die so viele seit einer Woche gewartet haben: „Soeben hat die Polizei bekanntgegeben, dass sie am Hauptbahnhof einen 20-jährigen Tatverdächtigen festgenommen hat.“ Die Tat, um die es geht, geschah am vergangenen Samstag. Am Rande des CSD wurde ein 25-jähriger Transmann attackiert. Am Freitagmorgen war bekanntgeworden, dass er seinen schweren Verletzungen erlegen ist.
Mehr als 5000 Menschen, so die Polizei, darunter Bundes- und Landtagsabgeordnete, Oberbürgermeister Lewe, Vertreter des Rates, der Kirchen und der queeren Gemeinschaft, versammeln sich am Freitagabend auf dem Prinzipalmarkt zu einer Solidaritätskundgebung für den Verstorbenen. „Dies ist ein Tag der Trauer und der Angst“, sagt Juna Große-Lengerich vom Verein Livas. Noch vor einer Woche habe Malte, so der Name des 25-jährigen Opfers, gefeiert, „endlich er selbst sein zu können“. Indem er sich dem Täter, der junge Frauen angepöbelt hatte, in den Weg stellte, sei er zu einem „Helden“ geworden. Unter großem Beifall stellte Große-Lengerich klar: „Wir werden uns nicht verstecken. Wir werden uns nicht von Drohungen und Gewalt einschüchtern lassen.“
Schweigeminute auf dem Prinzipalmarkt
Tränen fließen, als Felix Adrian Schäper vom Verein „Trans*Inter*Münster“ die queeren Hymnen „I am what I am“ und „Somewhere over the rainbow“ singt. Später folgt eine Schweigeminute, auf dem Prinzipalmarkt herrscht eine bedrückende Stille.


„Es tut mir in der Seele weh um den jungen Mann“, sagt Heidi Pelster vom CSD Münster unter Tränen. „Er wollte doch nur helfen und hat Zivilcourage gezeigt.“ Pelster spricht von einer „widerwärtigen Tat“ und stellt klar: „Das ist nicht mein Münster.“ Die queere Gemeinschaft werde sich den Freiraum, den sie sich erkämpft habe, nicht nehmen lassen. Die schreckliche Tat gebe noch mehr Mut weiterzumachen.
„Er hat sein ganzes Leben gekämpft“
Felix Adrian Schäper hat das Opfer persönlich gekannt. „Malte hat sein ganzes Leben gekämpft. Immer wieder wurden ihm Steine in den Weg gelegt.“ Nie habe er aufgegeben. „Er ist ein Vorbild für alle, die es schwer haben.“
Dr. Claudia Kemper vom Verein Livas betont, dass diese Tat „nur die Spitze des Eisbergs“ sei. Der Hass gegen die queere Community werde seit Jahren immer größer. Dieser würde erst im Internet stattfinden, dann auf die Straße kommen und schließlich zu Gewalt führen.
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