Kommentar zum Angriff
CSD-Teilnehmer gestorben: Ein Drama, das fassungslos macht
Münster
Am Rande des Cristopher Street Day (CSD) in Münster wurde ein Mann schwer verletzt – und ist nun gestorben. Ein Drama, das fassungslos, traurig und wütend macht, findet unser Autor.
Ein 25-Jähriger ist tot, weil er Zivilcourage bewiesen hat. Er wollte einen Pöbler in die Schranken weisen – und hat das mit seinem Leben bezahlt. Was für ein Drama am Rande des größten CSD, den Münster je erlebt hat. Einer Demonstration für Offenheit und Toleranz, die auch 53 Jahre nach einer brutalen Polizeirazzia in einer New Yorker Schwulenkneipe, der „Stunde null“ der queeren Bewegung, nichts von ihrer Aktualität verloren hat.
So macht der Tod des jungen Transmannes, der noch ein ganzes Leben vor sich hatte, nicht nur fassungslos und traurig – er macht auch wütend. Intoleranz gegenüber Schwulen, Lesben und anderen Angehörigen der queeren Community ist nach wie vor traurige gesellschaftliche Realität, auch in Deutschland. Ob brutal wie jetzt in Münster oder bei einem billigen Schwulenwitz in der Mittagspause: Sie scheint einfach nicht verschwinden zu wollen.
Bei vielen Menschen wächst die Angst
In Berlin wurden im vergangenen Jahr im Schnitt zwei queere Personen Opfer von Gewalt – jeden Tag. Angriffe am Rande der CSDs in Dortmund, Frankfurt und Karlsruhe liegen erst wenige Wochen zurück. Bei vielen aus der Szene wächst die Angst, selbst zum Opfer zu werden.
Was bleibt? Das Mitgefühl mit Freunden und Hinterbliebenen des Toten. Und die Hoffnung, dass diese Tat noch mehr Menschen aufrüttelt, sich für Offenheit und Toleranz zu engagieren – so, wie es am Freitagabend Tausende auf dem Prinzipalmarkt getan haben.

