Leander Govinda Greitemann über „Perspektivenwechsel“
Das Unbekannte wagen
Münster
Bei den WN-Wissensimpulsen war diesmal Leander Govinda Greitemann zu Gast. Er sprach im Factory-Hotel über Perspektivenwechsel.
„Wir haben lieber eine bekannte Hölle als einen unbekannten Himmel“, ist sich Leander Govinda Greitemann sicher. Dass Menschen meist Unbekanntes scheuen und lieb gewonnenen Gewohnheiten folgen, sei nur menschlich, so der Referent. Dennoch den Mut aufzubringen, Anderes zu wagen, brauche Kraft, eröffne aber doch oft ganz andere Möglichkeiten. Greitmann, der BWL, Soziologie und Philosophie studiert hat und Coach für Lebensphilosophie ist, sprach in der Vortragsreihe WN-Wissensimpulse über den Perspektivenwechsel.
Dass Greitmann ein Experte für das Gebiet ist, macht seine Biografie deutlich: Sänger, Bassist, Schauspieler in Videos, Snowboarder und seit zehn Jahren Speaker und Trainer – sein Leben hatte so manche Wendungen. Eine andere Perspektive nahm er gleich zu Beginn ein, als er zur Überraschung des Publikums auf den Tisch sprang: „Die Perspektive wechseln ist manchmal ganz schön gewagt.“ Greitmann kennt die Gründe: „Wir lieben die Struktur. Wenn wir etwas Neues probieren, wird das erst einmal schief, weil die Automatismen dafür fehlen.“ Trotzdem regte er an: „Probieren sie mal etwas Neues.“
Ein erster Schritt sei es, seine eigenen Muster im Alltag zu erkennen und zu hinterfragen: „Warum mache ich das so und nicht anders?“ Diese Frage spiegel auch wider, wie mit anderen Menschen umgegangen und auf ungewohnte Situationen reagiert werde. Statt als stets rational abwägender „Homo oeconomicus“ durch die Welt zu laufen, seien hier und da Mut und Einsatz für Neues gefragt.
„Können nicht alles unter Kontrolle haben“
Stets sei der Mensch kulturell darauf getrimmt worden, mehr zu erreichen, mehr zu leisten und aufzusteigen. Nicht nur die Corona-Pandemie habe aber gezeigt, dass vieles endlich ist und nicht menschlich beherrschbar sei: „Wir können nicht über alles die Kontrolle haben. Das sagt uns nur unser Rechthaber im Kopf.“
Eine Perspektive zu haben, sei menschlich, eine zweite, dritte oder gar vierte einzunehmen, besonders löblich. Und das wusste bereits Philosoph Seneca, wie Greitmann am Montagabend im Factory-Hotel anmerkte.
Greitemann ist sich sicher: „Wenn wir alle Gedanken von allen Menschen kennen würden, könnten wir niemandem mehr böse sein. Das können wir aber nicht, deswegen bleibt uns nur der Perspektivenwechsel.“ Lediglich auf seine Meinung zu hören, bereite einem auch persönlich keine Freude. „Stück für Stück mehr Selbstverantwortung für unsere Gefühle“ und mehr im „Hier und Jetzt“ zu leben plädierte er.
Die nächsten WN-Wissensimpulse sind am 13. Dezember (Montag) um 19.30 Uhr. Referent Dr. Frederik Hümmeke spricht dann zum Thema „Kluges Verhalten in kritischen Situationen“.
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