Flughafen Münster/Osnabrück
Streitgespräch über die Zukunft des FMO: die „Inkarnation der Freiheit“?
Münster
Die Wirtschaftsinitiative Münster stellte die heikle Frage: Brauchen wir den Flughafen Münster-Osnabrück? Eingeladen hatte sie drei Diskutanten, die kontrovers diskutierten.
Flughafen oder ein Bauernhof? Die Zukunft des Flughafens Münster/Osnabrück war Thema eines Streitgesprächs, zu dem die Wirtschaftsinitiative Münster in die Räume der PSD-Bank eingeladen hatte.
Etwa eine Stunde lang blieb das Streitgespräch unter der Überschrift „Wie soll sich der Flughafen Münster-Osnabrück in Zukunft entwickeln?“ im Klein-Klein von Gutachten und Wirtschaftlichkeitsberechnungen stecken, aber dann wurde es sehr emotional. Und zwar in dem Moment, als die Klimaforscherin Jennifer Sobiech-Wolf, die wiederum von Rosemarie Tüpker unterstützt wurde, eine drastische Reduzierung des Flugverkehrs forderte. Die aktuelle Hitzewelle sei nur ein „harmloser Vorgeschmack“ auf das, was uns an Wetterextremen in zehn Jahren bevorstehe.
Der Flughafenchef Rainer Schwarz reagierte darauf mit der Äußerung, dass der Verzicht an den Wünschen der Menschen vorbeigehe. „Das Fliegen ist für viele die Inkarnation der Freiheit.“
Sobiech-Wolf verwahrte sich sogleich gegen den Vorwurf, Befürworterin einer „Verbotsdiktatur“ zu sein. Das von Schwarz aufgezeichnete Szenario eines „klimaneutralen Flugbetriebs“ sei jedoch eine Illusion. „Einen Jumbo mit Elektromotor kann ich mir vorerst nicht vorstellen. Und ich wüsste dann auch gern, wie schwer die Batterie ist.“ Bis alternative Antriebssysteme zur Verfügung stünden, sei der Weg der Reduzierung unvermeidbar.
Wie soll sich der FMO entwickeln?
Schwarz plädierte natürlich – wie nicht anders zu erwarten – für eine dauerhafte Nutzung des Flughafengeländes als Flughafen. Sobiech-Wolf und Tüpker hatten hingegen eine landwirtschaftliche Nutzung in Kombination mit einem Solarpark ins Spiel gebracht, wobei die Gebäude unter anderem als Bürostandort dienen könnten. Ausdrücklich betonten beide, dass dieses Szenario nicht in Stein gemeißelt sei. Eine Chip-Fabrik in Greven, die helfen könnte, die Abhängigkeit von Taiwan zu minimieren, sei sicherlich auch hilfreich.
Bahnreise genauso klimaschädlich wie Flug?
Nicht sinnvoll indes sei es, angesichts der absehbaren Flächenknappheit große Flächen für einen steuersubventionierten Flughafen zu opfern, um damit einen klimaschädlichen Flugbetrieb zu ermöglichen.
Rainer Schwarz widersprach dieser Einschätzung vehement. Man dürfe nicht allein auf den CO2-Ausstoß des jeweiligen Antriebs schauen. Addiere man auch die von der Herstellung der Infrastruktur ausgehende Belastung – etwa bei der Herstellung von Bahnschienen – hinzu, so sei eine Bahnreise von Berlin nach Paris belastender als ein Flug von Berlin nach Paris.
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