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Anlieger klagen über Geruchsbelästigung

„Die rote Fahrradstraße stinkt“

Münster

Die Rotfärbung der Fahrradstraßen sorgt bei vielen Anliegern für Kritik – und das nicht nur wegen wegfallender Parkplätze. An manchen Straßen beklagen sie sich über Geruchsbelästigungen. Die Stadtverwaltung erklärt, wie es dazu kommt.

Martin Kalitschke

Auf der Annette-Allee wird Split auf eine gefärbte Harzschicht geworfen. Dies ist nur eine von fünf Bauvarianten. Foto: Oliver Werner

„Es stinkt, seit sie rot ist“, klagen Anwohner der Goldstraße. „Der Split verteilt sich immer mehr in der Umgebung“, kritisieren Anlieger der Bismarckstraße. Wie kann das sein – und warum gibt es bei unterschiedlichen Fahrradstraßen offenbar unterschiedliche Probleme?

Die Antwort ist ganz einfach: weil die Stadt bei ihrer Einfärbung verschiedene Verfahren angewandt hat bzw. noch anwenden wird. „Es gibt in Deutschland noch nicht viele Erfahrungen mit roten Fahrradstraßen“, sagt der Leiter des Amtes für Mobilität und Tiefbau, Michael Grimm. Die Verwaltung habe sich daher dafür entschieden, mehrere Varianten auszuprobieren – und anschließend in einer Bestandsaufnahme Vor- und Nachteile zu ermitteln. „Dabei setzen wir auch auf die Reaktionen der Radfahrer“, versichert Grimm.

Fünf Varianten erprobt

Konkret wurden oder werden in Münster fünf Varianten erprobt – wobei sich eine bereits als nicht so optimal herausgestellt habe, wie der Behördenleiter berichtet. Im vergangenen Jahr ist auf der Heisenbergstraße – und bislang auch nur dort – auf eine Bitumenschicht grobkörniger Split aufgebracht worden. „Damit sind wir nicht zufrieden“, sagt Grimm. Die Straße sei nicht richtig rot geworden, die Decke weise bereits Schäden auf.

Scharfe Kritik

Automobil-Club Münster im ADAC zeigt sich von der schnellen Umsetzung der Fahrradstraßen „überrascht“. Geld spiele anscheinend keine Rolle, koste doch allein der Lindberghweg rund 300 000 Euro. Der Protest der Anwohner sei zu erwarten gewesen, denn der Parkdruck in den Bereichen sei bekannt. Es sollte wohl „ohne Rücksicht auf die betroffenen Bürger dieses Prestigeobjekt nach vorne gepeitscht werden“, betont der Club.

Unter anderem auf der Bismarck- und der Annetteallee wurde erst die Fahrbahn gereinigt, dann folgte eine Epoxidharzschicht (laut Stadt mit lösungsmittelfreier Farbe rot eingefärbt), dann feinkörniger Split, über den am nächsten Tag Kehrwagen fuhren. „Auch bei regelmäßiger Reinigung dauert es einige Zeit, bis das letzte Körnchen entfernt ist“, sagt Projektleiterin Viktoria Potthoff.

Markanter Geruch durch Kaltplastikschicht

Eine andere Variante wurde an Gold- und Hittorfstraße erprobt: Hier wurde eine bis zu drei Millimeter dicke Kaltplastikschicht aufgetragen, die, räumt Potthoff ein, einen „sehr markanten Geruch“ verbreitet. Dieser verflüchtige sich allerdings innerhalb weniger Wochen.

Wiederum anders gingen die Baufirmen auf jenem Abschnitt der Bismarckallee vor, der zwischen Erich-Klausener-Realschule und Aasee verläuft. Hier trugen sie roten Asphalt mit schwarzem Bitumen auf. „Nicht ganz so optimal“, sagt Grimm, die Rotfärbung habe bereits wieder nachgelassen. Schließlich Variante fünf, realisiert unter anderem an der Dingstiege: roter Asphalt mit farblosem Bitumen. Alle Varianten werde man nun ein halbes bis ein Jahr beobachten – und dann eine erste Bilanz ziehen, sagt Grimm.

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