Größtes Bauprojekt in der Zoo-Geschichte
Die Tropen kommen nach Münster
Münster
Im Zoo laufen die Vorbereitung für das größte Bauprojekt seiner Geschichte. Das Baufeld für die neue Tropenhalle ist bereits geräumt. Besucher sollen hier auf eine Erlebniswelt stoßen – und spüren, wie bedroht die Natur ist.
Das Baufeld für den künftigen Publikumsmagneten im Allwetterzoo ist schon geräumt – der Aufsichtsrat hat am Donnerstag seinen Segen dazu gegeben und gemeinsam mit der Leitung am Freitagmorgen die Pläne für das Projekt vorgestellt. An der Sentruper Straße sollen die Tropen heimisch – und sinnlich erfahrbar werden.
Die neue Tropenhalle des Zoos soll am 1. Juli 2022, also in weniger als zwei Jahren eröffnet werden und hat sogar schon einen Namen. Der größte und hoch bedrohte Baum tropischer Regenwälder, der Meranti, soll der künftigen Hauptattraktion des Zoos den Namen geben, erklärte Zoodirektorin Dr. Simone Schehka auf einer Pressekonferenz.
Größtes Bauprojekt in der Geschichte des Zoos
Die voraussichtlich 21,5 Millionen Euro teure Anlage ist, so Ludger Hellenthal, Vorsitzender des Aufsichtsrates, das größte Bauprojekt in der Geschichte des Allwetterzoos. Es wird die städtische Anschubfinanzierung in Höhe von 20 Millionen Euro für den Masterplan des Zoos komplett aufsaugen. Um die Finanzierungslücke zu schließen, wirbt der Zoo jetzt um Sponsoren – auch ausdrücklich um Unternehmen, die das Projekt mit Sachspenden wie etwa Baumaterial unterstützen könnten.
Zoodirektorin Simone Schehka, seit 100 Tagen im Amt, gerät ins Schwärmen, wenn sie von der Tropenhalle erzählt. „Besucher können hier echte Abenteuer erleben, werden auf drei Ebenen die tropische Klimazone durchstreifen“ – über Hängebrücken und auf Wegen in sieben und drei Metern Höhe und am Boden. Außerdem wird es Einblicke in eine Unterwasserwelt geben, wo man ebenfalls die hoch bedrohten Riesenotter bei ihren Tauchkünsten bewundern kann. Es wird einen Wasserfall geben und viele tropische Pflanzen, bei deren Pflege der Botanische Garten Münster mit Rat helfen wolle.
Kommentar: Urwald als Initialzündung
So viel steht fest: Wenn Münster an seinem Zoo festhalten will, muss er sich verändern. Nicht wenige Gehege und Tierhäuser zeigen noch den Look der Betonherrlichkeit der 70er-Jahre, während andere Zoos ihr Konzept modernisiert und auf artgerechtere Tierhaltung gesetzt haben. Investitionen sind darum unausweichlich. 2018 beschloss der Rat den Masterplan „Allwetterzoo 2030 plus“ mit einem Volumen von knapp 60 Millionen Euro. Die Tropenhalle ist dabei viel mehr als nur ein Puzzleteil. Die von der Stadt gewährte Anschubfinanzierung für den Masterplan fließt nun zu 100 Prozent in dieses Projekt – dem zu wünschen ist, dass es die erhoffte Initialzündung auslöst.
Mit dem Konzept der klimaneutralen Tropenhalle will der Zoo allen Anforderungen gerecht werden, die sich heute in den Tiergärten stellen. Die meisten Menschen erwarten von einem Zoobesuch ein möglichst aufregendes, aber auch nachhaltiges Erlebnis, verbunden mit dem Anspruch, Tiere dort in einer möglichst artgerechten Umgebung beobachten zu können. Letzteres empfinden zum Glück auch die meisten zoologischen Gärten als verpflichtenden Auftrag. Zoos müssen heute nicht mehr möglichst viele exotische Tiere präsentieren, sondern beispielgebende Akzente für Natur- und Artenschutz setzen. Zahlende Besucher sind hier aber nur zu gewinnen, wenn dieser Auftrag erlebnispädagogisch umgesetzt wird.
Die Pläne für die Tropenhalle klingen vielversprechend – auch weil keine Trennung zwischen Mensch und Tier vorgesehen ist. Lebensräume sollen so authentisch sein, dass sogar natürliche Feinde wie Brüllaffen und Riesenotter hier koexistieren können – wie im Urwald. Die Affen oben in den Bäumen, die Otter unten im Wasser.
Halle wird "zu 100 Prozent nachhaltig"
Das Beste für Schehka: Die rund 4000 Quadratmeter große und auf konstant 28 Grad temperierte Halle mit einem abgetrennten Tagungs- und Eventbereich „wird zu 100 Prozent nachhaltig sein“. Geheizt und gekühlt wird mit Geothermie, weshalb bald voraussichtlich 46 bis zu 250 tiefe Löcher ins Erdreich gebohrt werden, um Wärme zu fördern. Den Strom liefern Photovoltaikanlagen – Sonnenlicht kommt durch das Foliendach, sodass die empfindlichen Pflanzen auch kein zusätzliches UV-Licht benötigen werden, erklärt Dirk Heese, der technische Projektleiter.
Wer sind die künftigen Bewohner der tropischen Enklave? Neben den Riesenottern ziehen hier Brüllaffen, Ringelschwanzmungos, Faultiere, Tapire, Ameisenbären sowie natürlich Vögel und Reptilien ein. Und: Zwischen Tier und Mensch wird nichts Trennendes sein“, betont Schehka, „keine Netze, keine Gitter“.
Baubeginn im Januar
Die nächsten Schritte: Nach den Herbstferien wird eine Baustraße durch den Zoo angelegt, für die Sicherheit der Besucher mit Schrankenanlage und Zebrastreifen. Baugebinn ist im Januar kommenden Jahres.
Startseite