Diskussion über Krieg in der Ukraine
Der schwierige Weg zu Lösungen
Münster
Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine stiftet seit einem Jahr neue Unsicherheit in Europa. Die „Münsteraner Gespräche“ der Konrad-Adenauer-Stiftung näherten sich dem Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln.
Erst wenige Stunden zuvor sind 81 russische Raketen in der Ukraine eingeschlagen, als Inga Pylypchuk auf begriffliche Klarheit in diesen unsicheren Zeiten drängte. „Das ist kein Ukraine-Krieg“, betonte die in Kiew geborene und inzwischen in Berlin lebende Journalistin und nannte dies beleidigend für ihr Land. Es sei Russlands Angriffs- und Vernichtungskrieg gegen die Ukraine.
Bei den jüngsten „Münsteraner Gesprächen“ der Konrad-Adenauer Stiftung, die der hiesige CDU-Bundestagsabgeordnete Dr. Stefan Nacke moderierte, ging es in der der zweiten Auflage um „Europas neue (Un-)Sicherheit“ – und zwar aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Aus Sicht der Medien warnte Pylypchuk vor einer Desinformationspolitik Russlands. Und sie verwies darauf, dass einer Umfrage zufolge eine Mehrheit der russischen Bevölkerung diesen Krieg unterstützt – „nicht nur ein durchgeknallter Machthaber im Kreml“.
Herausforderungen in Berichten vom Krieg
Die hohe Komplexität des Themas mache dessen Vermittlung unglaublich schwierig, beschrieb der frühere Phoenix-Redakteur Michael Krons eine Herausforderung des Krieges für Journalisten. Während Pylypchuk davor warnte, die russische Meinung so darzustellen, als sei es eine gleichwertige, erwiderte Krons: „Wir können bestimmte Meinungen nicht weglassen.“ Einig waren sich beide Journalisten hingegen beim zurückhaltenden Umgang mit Zahlen, die niemand im Krieg tatsächlich überprüfen könne.
Mit Blick auf die Bundeswehr seien langfristige Prozesse angestoßen worden, stellte Generalmajor Andreas Hannemann in Bezug auf die vom Bund bereitgestellten 100 Milliarden Euro für die Truppe fest. Der stellvertretende Kommandeur des I. Deutsch-Niederländischen Corps, der sich als „amtlich anerkannter Sachverständiger für Mord und Totschlag“ einordnete, sieht das Nato-Bündnis aktuell nicht konkret durch Russland bedroht. Plan A, die Abschreckung, funktioniere, so sein Fazit.
Prof. Dr. Andreas Heinemann-Grüder
Den Bonner Friedens- und Konfliktforscher Prof. Dr. Andreas Heinemann-Grüder rief unterdessen dazu auf, den aktuellen Krieg vom Ende her zu denken und eine Vorstellung zu entwickeln, wie dieses aussehen könne. Kernfrage: „Mit welchen politischen Forderungen treten wir an die Russen heran?“
Startseite