DRK-Helfer bauen temporäre Kläranlage
Ein Stück Normalität im Katastrophengebiet an der Ahr
Münster
Die Flut an der Ahr war grausam, sie war schmutzig, und sie zerstörte auch die Kläranlagen. Zum Glück hält das Rote Kreuz Notfall-Kläranlagen bereit. Und Menschen, die sie aufbauen . . .
Die Anlage war für den Libanon bestimmt. Sie besteht aus vier Becken, die aus Wellblech-Komponenten zusammengesetzt und mit Folie abgedichtet werden. Eigentlich als Trinkwasserspeicher gedacht, lässt sich daraus auch ein Klärwerk bauen. Der DRK-Bundesverband in Berlin hält das Material für den Auslandseinsatz bereit.
Die Eifel ist nicht Ausland. Doch nach der Flutkatastrophe Mitte Juli musste das Rote Kreuz seine Auslandshelfer für den Inlandseinsatz aktivieren, denn nur die können eine Kläranlage aus dem Boden stampfen. So kam Benedikt Orlob nach Mayschoß an der Ahr.
Notfalleinheit ERU – Emergency Response Unit
Der 29-jährige Münsteraner, seit früher Jugend beim DRK aktiv, arbeitet bei der Wessling GmbH in Altenberge, einem Unternehmen für Laboranalytik und Ingenieurdienstleistungen. Als Laborspezialist gehört er zu einer DRK-Hygiene-Notfalleinheit. Als die Anfrage aus Berlin kam, sagte er sofort zu. Arbeitgeber und Kollegen hielten ihm den Rücken frei.
Nun ist Benedikt Orlob zurück. Die von seinem etwa 20-köpfigen Team in wochenlanger Arbeit aufgebaute Kläranlage ist funktionsfähig, am Freitag soll sie in Betrieb gehen. Zwei Jahre lang muss sie die Abwässer von Mayschoß klären, die seit Mitte Juli ungereinigt in die Ahr fließen. Bis dahin soll die bei der Flut zerstörte kommunale Kläranlage wieder aufgebaut sein.
Große Angst vor dem nächsten Regen
Ein gutes Gefühl? Klar. Aber Benedikt Orlob ist ehrlich: „Ich habe viel Elend gesehen.“ Viele Menschen haben alles verloren, stehen vor den Trümmern ihrer Existenz und fragen sich, ob sie jemals zurückkehren können. Denn die Angst ist groß, dass noch einmal eine Flut kommt: „Wenn es anfängt zu regnen, zucken die zusammen.“
Die Infrastruktur sei nur in den höheren Lagen der Gemeinde halbwegs intakt. Ansonsten gibt es keinen Strom, keine Kommunikation, das Trinkwasser muss abgekocht werden – und für die warme Mahlzeit muss der Camping-Kocher ran.
In Bangladesch, wo Benedikt Orlob früher schon im Einsatz war, mag das Elend viel größer gewesen sein. Aber: „Ich bin am Niederrhein groß geworden, diese Gegend ist für mich nahe an Zuhause. Da lässt sich keine Distanz aufbauen.“
Im September kehrt Benedikt Orlob nach Mayschoß zurück. Dann kümmert er sich um die Laborarbeit im neuen Klärwerk. Denn das DRK wird die Anlage vorerst auch betreiben müssen: Die Kommune selbst hat auf unabsehbare Zeit noch ganz andere Sorgen . . .