Abenteurer und Autor Dennis Gastmann
Einmal quer durch Japan: Von ruhig bis schrill
Münster
Er ist mit Haien getaucht und hat sich im Stierkampf versucht. Jetzt war der Autor Dennis Gastmann in Japan unterwegs – und hat seine Erlebnisse wieder festgehalten.
Dennis Gastmann hat das Land der Rätsel, Regeln und Rituale entdeckt: Japan. Der Schriftsteller, Journalist und Abenteurer hat sich wieder auf den Weg gemacht, begleitet von seiner Frau, die aus einer alten Samurai-Familie stammt. Unser Redaktionsmitglied Anna Spliethoff sprach mit dem 39-Jährigen.
Für Westeuropäer wirkt Japan oft sehr fremd und geheimnisvoll. Warum wollten Sie den Inselstaat unbedingt bereisen?
Dennis Gastmann: Aus Liebe. Natsumi, die Frau an meiner Seite, ist eine ‚hafu‘, die Tochter einer japanischen Mutter. Und immer wenn ich dabei zusah, wie sie ein Rührei mit Essstäbchen quirlte und Soja dazugab, lag ich ihr in den Ohren: ‚Wann lerne ich deine Familie in Japan kennen?‘ Sie musste mich dann bremsen.
Warum denn das?
Gastmann: Eine japanische Familie sei etwas Intimes, empfindlich wie ein Organ, und wer lässt schon gerne jemanden in sein Herz, der dort nicht bleibt? Ander gesagt: Du bringst nur den mit nach Hause, den du auch heiratest. Nach unserer Hochzeit musste es dann ganz schnell gehen. Wir sind noch während der Regenzeit aufgebrochen.
Und wie klappt es mit der Japanischen Sprache?
Gastmann: Ich bin auf dem Sprachniveau eines Anderthalbjährigen. Natsumi möchte nicht, dass ich es lerne. Es sei ihre ‚Geheimsprache‘, in der sie die wirklich wichtigen Dinge mit ihrer Mutter bespreche, meinte sie einmal zu mir. Wenn ich mich daran versuche, kann es brenzlig werden: Einmal wollte ich die Rechnung bestellen. Daraufhin schienen die Geschäftsleute an der Theke einen Asthmaanfall zu bekommen. Die Bardame wiederum blickte verstört erst zu mir, dann zu meiner Frau. Sie erklärte mir: ‚Du hast nicht um o-kanjo, die Rechnung, gebeten. Du hast o-kanojo bestellt, eine Freundin.‘
Was war für Sie in Japan der schönste Moment?
Gastmann: Vielleicht das geheimnisvolle Treffen im ‚Haus der knieenden Frauen‘: Ein hundert Jahre altes Sukiyaki-Lokal, das so verschlungen und verschachtelt wirkte, als wollte es nicht enden – und in jedem Winkel hockte eine Dame im Kimono. Aber neben dem stillen Japan war es besonders das Schrille, das mich angezogen hat: Das Neon, die Nächte, die Lichter, das Flirren, die Magie der Millionenstädte, die vor keinem Horizont haltmachten. Schrill und bunt - so ist in Japan vieles. Hier hat Gastmann in Tokio ein Robot-Restaurant besucht.
Zum Thema
Dennis Gastmann liest am Montag (26. Februar) ab 20 Uhr in der Pension Schmidt, Alter Steinweg 37.
Gab es auch Momente der Angst oder Furcht?
Gastmann: Auf der Insel Kyūshū, in einer Gegend der Erdbeben und der feuerspeienden Berge, habe ich einmal eine Riesenspinne in unserem Zimmer entdeckt, groß wie ein Wandteller. Eigentlich ein faszinierendes Wesen: Es ist so flink, dass es keine Netze weben muss. Natsumi hat es dennoch entfernen lassen.
Die Reise nach Japan war nur eines von vielen Abenteuern. Können Sie sagen, welche Reise am aufregendsten war?
Gastmann: Ach, ich bin in der Südsee mit Haien getaucht, habe mich in Andalusien im Stierkampf versucht und bin zu Fuß von Hamburg über die Alpen gelaufen, nur weil ich Sehnsucht nach Italien hatte. Manchmal sind es aber die kleinen Dinge, die im Kopf bleiben: Ein bläulicher Kringel, der sich auf einer Landkarte um meine Heimatstadt zog. Ich habe ihn bei Natsumis Tante entdeckt. Die Dame war weit gereist, klassische Gruppentouren, Europa in drei Tagen. Und nach jeder dieser Reise hatte sie Kringel um die Orte gezogen, die sie gesehen hatte. ‚Deine Tante war in Osnabrück?‘, fragte ich. ‚Natürlich nicht‘, sagte Natsumi. ‚Sie hat die Stadt nur für Dich eingekreist.‘
Sie sind beinahe um die gesamte Welt gereist. Welches Land oder welche Stadt möchte sie unbedingt noch sehen?
Gastmann: Seltsamerweise war ich noch nie in Dänemark. Aber will ich dorthin?
Was genau erwartet die Zuhörer bei Ihrer Lesung?
Gastmann: Ich erzähle von unterwegs, zeige Fotos und Filme und ab und zu lese ich auch ein wenig. Aber keine Sorge: Es wird nicht die klassische Lesung mit Wasserglas und einem trockenen Husten.
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