Interview mit Faber
„Elegant geflunkert“
Münster
23 Jahre alt, italienischer Abstammung und in Zürich aufgewachsen. Das ist Faber. Seit acht Jahren macht er Musik, und was für welche. Mit seinem Debütalbum „Sei ein Faber im Wind“ geht der Songwriter auf Tour und macht im Oktober Halt in Münster.
Vergangene Woche habe ich dein Album vorab bekommen. Als ich es in meinen Rechner einlesen wollte, hat iTunes mir eine überraschende Musikrichtung angezeigt.
Faber: World?
Nein. Punk. Wie kommt das?
Faber: Das ist als Witz entstanden. Wenn du eher Akustisches spielst oder Singer/Songwriter bist, dann musst du bei Festivals immer nachmittags spielen. Das kam für uns nicht in Frage. Also haben wir gedacht, wenn wir Punk schreiben, kommt es bei den Leuten besser an und wir können am Abend spielen (lacht).
Guter Trick. Ihr habt im Vorprogramm von AnnenMayKantereit gespielt. Wie war das denn so?
Faber: Das war schön. Wieso fragst du?
Meiner Meinung nach passt ihr allenfalls wegen der sonoren Stimmlage zusammen.
Faber: Das finde ich zwar auch, aber die Vorband muss nicht unbedingt musikalisch zur Hauptband passen. Ich fände es eher langweilig, wenn die Vorband gleich oder ähnlich klingen würde. Die Band, die ich mir für den Herbst geschnappt habe, spielt instrumentale Mariachi-Musik.
Aber würdest du dir eine Vorband aussuchen, die besser ist? Würdest du dir nicht eher eine wählen, die vielleicht gute Stimmung bereitet, aber...
Faber: … einfach mies ist? (lacht). Nein, die Mariachi-Band zum Beispiel ist richtig gut. Und ich möchte mir das ja auch vorher selbst anhören können. Eine schlechte Band käme für mich nicht infrage, wobei ich den Effekt nachvollziehen kann. Deshalb macht man Vorbands immer leiser, damit die Hauptband brillieren kann (lacht).
Noch mal zurück zu deiner Musik. Ich kann das schwer in eine Schublade stecken. Ich höre in der Stimme Reid Paley, etwas Mark Lanegan, musikalisch Beirut und Konstantin Wecker. Den häufig erwähnten Tom Waits höre ich eher nicht.
Faber: Ich auch nicht.
Wie würdest du deine Musik umschreiben?
Faber: Ich finde, es ist schon fast Welt-Musik. Dadurch, dass ich alle angesteckt habe mit Balkan-Musik, vielen italienischen und französischen Sachen, hat sich das auf jeden Fall durchgedrückt. Natürlich packe ich alles mit rein, was mir gefällt, weswegen ich auch anfangs Angst hatte, es könnte zu unterschiedlich sein.
Es klingt sehr erwachsen, sehr reif.
Faber: Ich nehme das als Kompliment.
Ist es. Die Texte klingen, als hättest du unglaublich viele Beziehungen in den Sand gesetzt oder seist häufiger verlassen worden als ein Bahnhofsgebäude.
Faber: (lacht) Beides nicht. Ich habe eher eine On/Off-Beziehung, manchmal ist sie vorbei, und dann beginnt sie wieder. Aber beschränkt sich auf eine Person (lacht).
Ist das Empathie oder woher stammen die Erfahrungen, von denen du singst?
Faber: Es sind schon Sachen, die ich auch selbst erlebt habe. In Musiktexten ist es häufig ein Gemisch - und nicht entweder autobiografisch oder erfunden. Man kann sich ja auch Dinge vorstellen, oder seine Gefühle und Wünsche mit in das Packerl einbringen. Es hängt schon alles mit mir zusammen, auch, wenn ich es nicht erlebt habe. Aber ich finde es sehr gut, dass man nicht wirklich weiß, was echt ist und was nicht. Gewisse Sache sind eben erlebt, andere elegant geflunkert.
In einigen Artikeln steht, dass jetzt wieder der Macho in der Musik zurückgekehrt ist. In Bezug auf Wanda, Kraftklub oder auch auf dich. Siehst du dich als Macho?
Faber: Nein, überhaupt nicht. Ich weiß, dass das wegen der „Nutte“-Geschichte entstanden ist.
Genau, wegen des letzten Songs auf dem Album.
Faber: Man muss das im Kontext des Liedes verstehen. Natürlich ist es nicht richtig, jemanden zu beschimpfen, wobei es andererseits etwas Normales ist, weil es aus der Emotion heraus entsteht. Im Vorfeld der Liedstelle werden Dinge genannt, die unbedingt zusammen gehören und die voneinander träumen: Jäger und Reh, Winter und Schnee, Theke und Bier. Und wenn etwas nicht wie geträumt funktioniert, dann wird man traurig und wenn man es nicht anders verkraftet, wird man wütend und beschimpft jemanden. Aber das hat nichts mit Machismus oder Sexismus zu tun.
Deine Texte sind aber sehr direkt. Warum steht da eigentlich kein „Parental Advisory“-Sticker auf dem Cover?
Faber: Stimmt. Warum krieg ich den nicht? Ich will den auch haben. So wie 2005 bei Eminem. Moment. Anja, weißt du, warum ich nicht so ein „Explicit“-Symbol bekommen habe?
Anja: Nein.
Faber: Anja weiß es auch nicht. Ich kümmere mich mal darum (lacht).
Wobei das vielleicht das Albumcover verschandelt. Was ist eigentlich drauf? Ein Schützenfest?
Faber: Ja, das ist ein Schützenverein (lacht). In der Mitte steht die Schützenkönigin und der Schützenkönig, falls du das nicht erkannt hast.
Hat das irgendeinen tieferen Sinn?
Faber: Nein, ich stehe nicht so auf Inhalte, es ist einfach sehr lustig.
Du kommst im Oktober nach Münster. Hast du dir etwas Besonderes für die jeweiligen Stationen deiner Tour vorgenommen?
Faber: In Münster soll man eine Fahrradtour machen.
Faber live: 21. Oktober, 20 Uhr, Skaters Palace, Dahlweg 126, Münster. Tickets.
Vollende doch bitte mal den folgenden Satz. Das Comeback von Al Bano und Romina Power ist für die Welt...
Faber: Boah, ich weiß nicht mehr, wer das ist. Hast du was Leichteres (lacht)?
Die haben Schlager gesungen. Und ich habe gelesen, dass du italienischen Schlager singst. Was singst du denn so?
Faber: Das ganze Repertoire von Lucio Battisti, vieles von Adriano Celentano, aber auch Paolo Conte und Fred Bongusto. Alle mit gutem Geschmack und nicht der Über-Trash (lacht).
Singst du etwas davon auch auf deiner Tour?
Faber: Doch auch, wir spielen zum Beispiel den Song „Amore fermati“.
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