Verdruss bei der Kitaplatz-Vergabe
Eltern drohen mit weiteren Klagen
Münster
Die Kitaplatz-Vergabe in der Stadt Münster bleibt für viele Familien ein Ärgernis. Dabei gäbe es die Möglichkeit mit verbesserter Software die Verteilung der Plätze zu beschleunigen.
Etliche enttäuschte und genervte Eltern drohen dem Jugendamt derzeit mit Klagen, drei sogar per Brief. Tatsächlich vor Gericht ist seit dem Sieg eines Vaters im Kitaplatzstreit vor dem Oberverwaltungsgericht Münster gegen die Stadt Münster aber noch niemand gezogen „Wir sind sehr sicher, dass unsere Vergaberichtlinien jetzt gerichtsfest sind“, erklärt Jugendamtsleiterin Anna Pohl. Am 14. März berät der Deutsche Städtetag noch einmal das Thema anhand des münsterischen Falls, bei dem sich Eltern, wie berichtet, einen Kitaplatz erstritten haben und das Oberlandesgericht die Vergaberichtlinien der Stadt als intransparent gerügt hatte.
Mittlerweile haben laut Pohl mehrere in Münster tätige freie Kita-Träger signalisiert, die für die 29 städtischen Kitas beschlossenen Vergaberichtlinien zu übernehmen, darunter das Deutsche Rote Kreuz. „Manche wollen zusätzliche Kriterien aufstellen“, erklärt Pohl. Etwa die Kirchen, denen die Konfession wichtig ist oder Elterninitiativen, die großen Wert auf aktive Elternmitwirkung legen.
Für Verdruss bei der Kitaplatz-Suche sorgt das Online-Vormerksystem Kita-Navigator. Die vom kommunalen Service-Anbieter ITK-Rheinland bereitgestellte Software ermöglicht es nicht, dass Eltern bei der Kita-Wunschliste, die sie bei der Vormerkung angeben, priorisieren können. So kommt es häufig vor, dass Familien Kitaplätze erhalten, die sie nur zur Not annehmen, etwa weil sie vom Wohnort zu weit entfernt sind. Das renommierte gemeinnützige Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim hat sich des Themas angenommen und eine Software geschrieben, die eine Priorisierung von Seiten der Eltern ermöglichen würde. „Die Platzvergabe könnte so deutlich schneller abgeschlossen werden, weil weniger Plätze abgelehnt und Nachrückrunden überflüssig würden“, sagt Dr. Thilo Klein vom Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung. Auch das bundesweit eingesetzte Verteilverfahren bei der Studienplatzvergabe funktioniere ähnlich. „Unsere Software ist kostenlos“, sagt Thilo Klein von dem Mannheimer Institut. Er hofft, dass sie in die Praxis übernommen wird.
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