Ein Fuß kommt selten allein
Erbdrostenhof: Dreharbeiten für neuen Tatort in Münster
Münster
Graue Wolken, graue Stimmung. Nach einem „verhangenen“ Wochenende dreht Jan Josef Liefers in Münster an der neuen Tatort-Folge „Fußpilz“.
Das Wochenende nach den Anschlägen von Paris. „Am Samstag und Sonntag spielte ich mit meiner Band Konzerte in Leverkusen, wir hatten keine Idee, wie das gehen soll, Spaß haben, Musik machen nach all dem, was passiert ist. Doch wir haben das hingekriegt.“ Weitermachen, nicht klein kriegen lassen – was für die Pariser gelte, gelte auch für ihn, betont Liefers, der auch am Montag noch sehr betroffen wirkt. Lange lässt er seinen Gedanken vor den Mikrofonen freien Lauf – das ist ungewöhnlich für Liefers, der sich sonst eher bei Presseterminen zurückhält.
Paris – auch für Liefers ist das „eine der schönsten Städte der Welt“. Doch nicht nur da findet Terror statt, „auch anderswo, ohne dass wir beeindruckt sind, auch das kam mir nach den Anschlägen in den Sinn, als ich darüber nachgedacht habe.“
Am Montag ist der Alltag zurück. „Natürlich sind die Anschläge Thema am Set“ – wie damals, am 11. September 2001, als er zum Teil mit den gleichen Kollegen arbeitete, die an diesem Montag in Münster zusammen arbeiten. Damals wie heute gelte: „Wenn die Klappe fällt, dann wird gedreht.“
Dann wird gedreht, für die neue Folge „Fußpilz“, die irgendwann im kommenden Jahr ausgestrahlt werden soll. Knapp 14 Millionen Zuschauer erreichte erst vergangene Woche die jüngste Tatort-Premiere, Liefers spricht von „Rückenwind“ und will nicht ausschließen, dass bei kommenden Folgen noch mehr Zuschauer mitgenommen werden. Mit den Quoten-Erfolgen wird der Ruf nach einem Münster-Tatort fürs Kino immer lauter, doch konkret seien die Pläne noch nicht, sagt der Hauptdarsteller. „Wäre ich ein Politiker, dann würde ich sagen: Wir sind noch in der Findungsphase.“
Zurück zu den Dreharbeiten. Grausam geht es diesmal zu – aber auch wieder unterhaltsam. Da werden im Wald bei Wolbeck erst eine Leiche und dann ein Männerfuß gefunden – zugleich muss sich Professor Boerne (Liefers) damit abfinden, dass seine Mitarbeiterin Alberich (Christine Urspruch) mit einem Bundesverdienstorden ausgezeichnet wird – den er irgendwie auch ganz gerne hätte. Im echten Leben hat er ihn freilich längst, vor einiger Zeit ist Liefers das Bundesverdienstkreuz überreicht worden. Wem würde er einen Orden verleihen, wenn er es sich aussuchen dürfte? „Ich kenne jede Menge Leute, die vieles schaffen, ohne in die Zeitung zu kommen.“ Und was ist mit Co-Hauptdarsteller Axel Prahl? „Oh ja, dem würde ich auch einen Orden geben. Den Hosenbandorden.“ Da lacht Liefers dann doch – zum ersten Mal an diesem Montag.
Startseite