Orkantief „Zeynep“ über Münster
Feuerwehr bewältigt mehr als 150 Sturmeinsätze
Münster
Die Feuerwehr Münster musste seit dem frühen Freitagabend insgesamt mehr als 150 Sturmeinsätze abarbeiten, überall im Stadtgebiet blockierten umgestürzte Bäume Fahrbahnen – beispielsweise im Bereich Wilkinghege, auf der Hammer Straße, dem Albersloher Weg und in der Grafschaft.
„Pausenlos und im Sekundentakt“, so der Lagedienst der Feuerwehr gingen ab 18 Uhr die Notrufe ein. Besonders die Außenbereiche waren stark betroffen. Insgesamt waren in der unruhigen Nacht 800 Einsatzkräfte aller drei Berufsfeuerwachen und der 20 Löschzüge der freiwilligen Feuerwehr ausgerückt.
Im Bereich der Schumannstraße in Hiltrup stürzte ein Baum auf eine Oberleitung der dortigen Bahnstrecke. Der Baum und die Böschung fingen Feuer. Die Brandbekämpfung konnte erst eingeleitet werden, nachdem die Bahn den kompletten Streckenabschnitt gesperrt hatte. Ampeln waren teilweise ausgefallen oder drohten beispielsweise an der Robert-Bosch-Straße auf die Fahrbahn zu fallen. Mit der Drehleiter gelang es, defekte Lichtzeichenanlagen zu demontieren. Mehrere geparkte Autos wurden durch herabfallende Äste beschädigt.
In der Feuerwache 2 am Hafen wurde eine Verpflegungszentrale für die Feuerwehr eingerichtet, auch in einigen Gerätehäusern wie beispielsweise beim Löschzug Hiltrup wurde der Herd in der Küche angeschmissen. Um 22 Uhr gab es dann Spaghetti Bolognese für die Freiwilligen.
Alarmierung auch bei „Kleinigkeiten“
Parallel zu den Unwettereinsätzen lösten durch die Böen zahlreiche Brandmeldeanlagen in Betrieben aus, auch hier musste zur Kontrolle wie beispielsweise bei „Armacell“ ein kompletter Löschzug ausrücken. Die Feuerwehr wurde auch zu „Kleinigkeiten“ wie umgefallenen Bauzäunen und einem gekippten Dixie-Klo gerufen. „Hätte der Melder auch mal eben selbst zur Seite räumen können“, so der Tenor der etwas genervten Retter, die eigentlich genug zu tun hatten mit den größeren Unwetterkapriolen des Orkantiefs.
Größerer Brandeinsatz bei „Agravis“
Zu allem Übel kam dann noch ein heftigerer Brandeinsatz bei „Agravis“ am Industrieweg. Dort stand gegen 22 Uhr im vierten Obergeschoss eine Maschine zur Herstellung von Tierfuttermitteln in Brand. Beim Eintreffen der vier Löschzüge waren Flammenschein und starker Rauch zu sehen. Die Maschine musste teilweise demontiert werden, um an die Glutnester herankommen zu können. Sieben Trupps unter Atemschutz waren stundenlang im Einsatz, allein an dieser Einsatzstelle waren 55 Wehrleute gebunden. Die Mitarbeiter der Nachtschicht hatten zum Glück das Gebäude rechtzeitig verlassen, verletzt wurde niemand.
Auf dem Gelände der Oxford-Kaserne wurden zwei Gewehrgranaten gefunden, die noch vor Ort gesprengt wurden. Erst weit nach Mitternacht entspannte sich die Lage und die Löschzüge der Freiwilligen Feuerwehr konnten ihre Bereitschaft in den Gerätehäusern beenden.
Die Aufräumarbeiten starten an diesem Samstag, Äste und Buschwerk blockieren noch immer Rad- und Fußwege. Wälder sollten nicht betreten werden, weil es noch immer stürmisch ist und in den kommenden Stunden vom Deutschen Wetterdienst Böen bis 65 Stundenkilometer prognostiziert werden. Auch in der Nacht zum Sonntag soll es wieder sehr windig werden, Orkanböen sind allerdings nicht mehr gemeldet. Der Wochenmarkt auf dem Domplatz findet am heutigen Samstag statt.

