Forschen & Heilen
Ein warmes Bein bis zur kleinen Zehe
Münster
Zwei Stunden Bügeln im Stehen ohne Schmerzen, das ist für Elisabeth Meyer Lebensqualität allererster Güteklasse. Viele Jahre war das nicht möglich. Nachts konnte sie nicht schlafen, weil das rechte Bein ihr keine Ruhe gab. In Corona-Quarantäne dann die Diagnose: Schaufensterkrankheit.
Die Schaufensterkrankheit heißt im Fachjargon „Periphere Arterielle Verschlusskrankheit“, kurz PAVK genannt. Es handelt sich dabei um eine Durchblutungsstörung, die sich beim Gehen in den Beinen bemerkbar macht. Da sie Gehpausen einfordert wie bei einem Schaufensterbummel, wurde sie mit dem Namen Schaufensterkrankheit bedacht.
Einschränkungen beim Gehen und nächtliche Schmerzen
„Die Einschränkung kam schleichend. Ich dachte einfach, dass sie mit meinem Alter zusammenhängt“, erklärt die muntere 77-Jährige. In den letzten vier Jahren verzichtete sie auf Spaziergänge zugunsten von Radtouren, weil ihr das Gehen merklich schwerer und schwerer fiel. Dann kam irgendwann die nächtliche Unruhe dazu, bei der ihr der stechende Schmerz im rechten Bein den Schlaf raubte. „Ich konnte mich drehen, wie ich wollte, nichts linderte die Beschwerden“, macht die Emsdettenerin deutlich.
Tatsächlich fing sie sich Mitte April nach ihrer ersten Corona-Impfung noch das Corona-Virus ein. Dementsprechend verbrachte sie zwei Wochen in häuslicher Quarantäne. „Die Nächte wurden immer unerträglicher. Ich habe mir geschworen, sobald es möglich ist, den Hausarzt aufzusuchen“, erzählt die Patientin. Dem Hausarzt wurde bei der Untersuchung schnell klar, dass es sich um einen eindeutigen Fall von Durchblutungsstörungen handelte. Er legte ihr eine Blutdruckmanschette an und maß die Durchblutung in ihren Armen und Beinen. Das Ergebnis: Der Durchfluss oberhalb des rechten Knies bis zu den Zehen war nur noch minimal gegeben.
Die vier Stadien der Schaufensterkrankheit
Schmerzfreie Behandlung mithilfe von Ultraschall
Elisabeth Meyers Hausarzt handelte schnell und überwies seine Patientin direkt an die Klinik für Angiologie im UKM Marienhospital (UKM MHS) Steinfurt. Das Besondere an dieser Adresse: Für die Wiederherstellung eines gesunden Blutflusses kommt beim Katheter-Eingriff auch Ultraschall zum Einsatz. „Wir fahren auf Sicht“, so beschreibt es Dr. Bernd Krabbe, Chefarzt der Angiologie, anschaulich. „So ist es uns möglich, die Punktionsstelle, die wir erreichen müssen, punktgenau zu treffen.“ Wie das funktioniert? Der Ultraschallkopf sendet Schallwellen in den Körper, die die untersuchten Organe und Strukturen reflektieren. Krabbe: „Aus den zurückgeworfenen Schallwellen berechnet das Gerät Bilder und sogar kleine Filmsequenzen. Zudem kann der Blutfluss live gemessen werden.“ Während der Punktion kann der Mediziner direkt umsetzen, was währenddessen die begleitende Bildgebung per Ultraschall einfordert. Die Vorteile allesamt: Die Diagnose liegt schneller vor. Die Punktion ist wesentlich kürzer und schmerzfrei. Das Risiko der Komplikationen ist drastisch gesenkt.
Der Fachmediziner am UKM MHS ist seit Juni zertifizierter Arzt für Ultraschalluntersuchungen der Blutgefäße, sprich: vaskulären Ultraschall. Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) hat ihm die zweite Stufe dieser unter Medizinern hoch anerkannten Qualifikation zuerkannt. Für eine DEGUM-Zertifizierung sind besonders leistungsstarke Ultraschallgeräte und langjährige Erfahrung in der Ultraschalldiagnostik ausschlaggebend. Zusammen mit Krabbe kann das UKM MHS beides bieten.
Krabbe weiß sehr genau: „Grau ist nicht gleich grau.“ Als erfahrener Facharzt kennt er den Unterschied zwischen den Bildern von gesunden Körperstrukturen und Veränderungen. Er behandelt nicht nur Patienten, die stationär aufgenommen werden. In seiner Ambulanz im UKM MHS sieht er beispielsweise auch Patienten, bei denen ein Verdacht auf kranke Blutgefäße besteht. „Uns ist es möglich, mit der Ultraschalluntersuchung Ablagerungen sehr genau darzustellen“, sagt Krabbe. Dies ist auch Voraussetzung, um Thrombosen oder Arterienverschlüsse zu diagnostizieren und eine entsprechende Therapie einzuleiten. Auch den Fluss des Blutes kann er dabei sichtbar machen und „dann kommt dabei sogar Farbe ins Spiel“, scherzt der Fachmediziner.
Ablagerungen durch Alterung, die Blutgefäße verstopfen, sind keine Seltenheit. Zu weiteren Risikofaktoren zählen hoher Blutdruck, Diabetes, erhöhte Fettwerte, Rauchen und eine schlechte Nierenfunktion.
Wieder mobil dank Stabilisierung des Blutgefäßes
Nach wie vor ist Elisabeth Meyer schwer beeindruckt von dieser Art der Behandlung. „Ich war hier vom ersten Moment an in den richtigen Händen. Dafür bin ich so überaus dankbar“, schickt die Patientin ihr Lob an Bernd Krabbe. „Mir wurde alles vernünftig erklärt und Vertrauen und Zuversicht vermittelt. Der Eingriff war schnell organisiert und vollkommen schmerzfrei.“
Am 11. Mai kam die heitere Seniorin zu Krabbe in die Untersuchung. Drei Tage später führte der den Kathetereingriff durch, wobei er ihr zur Stabilisierung des Blutgefäßes auch noch einen flexiblen Stent einsetzte. Gerade mal die eine Nacht nach der Operation verbrachte sie im Krankenhaus. Am nächsten Tag wurde sie bereits wieder entlassen. „Nachts konnte ich bestens schlafen und hatte ein warmes Bein bis unten in die kleine Zehe“, freut sich die Patientin über das neue, gute Körpergefühl.
Wenn Elisabeth Meyer heute die Bügelwäsche ausgeht, setzt sie sich aufs Fahrrad. Genauso gerne ist sie aber auch wieder zu Fuß unterwegs.