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Vermehrt Belästigungen und Übergriffe

Frauennotruf setzt auf Partyguides für die Karnevalstage 

Münster

Sexuelle Belästigung und Nötigung sind laut Frauen-Notruf in Münster an der Tagesordnung. Zu den anstehenden Karnevalstagen ist die Anlauf- und Beratungsstelle vorgewarnt und mit Partyguides in der Innenstadt unterwegs.

Lina Lippke (l.) und Gerlinde Gröger machen auf die Partyguides aufmerksam.  Foto: Luca Pals

Über 80 Prozent der 5000 Teilnehmerinnen einer Umfrage aus Münster haben Belästigungen erfahren. Die Ergebnisse der letzten Online-Befragung des Frauennotrufes sind erschreckend und für die Verantwortlichen der klare Appell, weiter Präventions-, Aufklärungs- und Beratungsarbeit zu leisten. Aus der Corona-Pandemie heraus, starten Feste, Partys und Feierlichkeiten. Nun läuft zusätzlich die Karnevalszeit heiß; der Frauennotruf ist vorgewarnt und setzt mit seinen Partyguides dagegen.

Dieses Angebot besteht seit 2016, vor der Corona-Pandemie waren bis zu zehn Personen als Ansprechpartner in den Partynächten von Münster unterwegs: „Mit der Pandemie ist das Angebot natürlich zurückgegangen, weil der Bedarf im Lockdown nicht gegeben war“, erklärt Gelinde Gröger. Die Leiterin des Frauennotrufs, der seinen Sitz in der Heisstraße hat, weiß um die Dringlichkeit des Themas: „In Münster hat eigentlich jede Frau schon einmal Belästigung erfahren oder kennt jemanden, dem dies passiert ist.“ Angefangen vom Hinterherpfeifen, Blicken und Gesten über Berührungen, vermeintliche Komplimente bis hin zu Nachstellungen und körperlichen Übergriffen – all dies passiere täglich in der Domstadt.

Zwei Teams für die Karnevalstage

Die Partyguides, zumeist junge Frauen, sind unterwegs, wenn in Münster die Post abgeht – etwa beim Hafen- oder Stadtfest und nun zu Karneval. Beworben über die sozialen Medien haben sich zwei Teams a zwei Frauen für Altweiber und Rosenmontag gebildet, die im Innenstadtbereich Informations- und Präventionsmaterial verteilen.

Zum Konzept gehören auch sogenannte Spikeys – Aufsätze für den Flaschenhals, die den Einfluss von K.o.-Tropfen erschweren sollen. Lina Lippke, Mitarbeiterin beim Frauen-Notruf, weiß: „2019 waren etwa elf Prozent der Anfragen, die bei uns eingingen, auf K.o.-Tropfen zurückzuführen. In den letzten Monaten ist zu merken, dass das Thema auch in Münster wieder mehr in den Blickpunkt rückt.“ Neben den Spikeys gelte auch an den Karnevalstagen: „Wo Aufklärung stattfindet, haben Täter weniger Erfolg. Deswegen mischen sich die Freiwilligen unter das Feiervolk und sprechen die Frauen bewusst an.“ Gekleidet sind sie in grünen oder pinken Jacken, inklusive Logo des Frauen-Notrufs in reflektierender Schrift.

Das sagt die Polizei Münster

Schuld sind die Täter, nicht die Frauen

Gröger und Lippke ist wichtig zu betonen, dass in allen Fällen „die Täter die Schuld tragen – nicht die Frauen!“ Zwar würde das Thema Belästigungen verstärkt in das gesellschaftliche Bewusstsein rücken, die Anzahl der Betroffenen seien aber der klare Hinweis darauf, dass an mehreren Stellschrauben gedreht werden müsse. Hierzu gehört auch die Kampagne „Luisa-ist-hier“, an der sich über 50 Kneipen, Cafés und öffentliche Einrichtungen wie Schwimmbäder beteiligen: „Das Personal vor Ort, etwa hinter den Theken, ist geschult. Luisa-ist-hier dient als Passwort, wenn Frauen Hilfe brauchen“, erklärt Lippke. Mit vollen Kneipen, etwa am Rosenmontag sei dies ein wichtiger Baustein.

Beratungsstelle Frauen-Notruf Münster

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