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„Gallery Walk“ der Villa ten Hompel

Den Tätern auf der Spur

Münster

Es gibt Orte, die fest mit einem Geschehen verbunden sind. In Sachen Holocaust gehört dazu sicherlich Auschwitz. Doch es gibt auch viele nicht so bekannte Tatorte. Ihnen widmet sich der neue „Gallery Walk“ an der Villa ten Hompel.

Am 27. Juni 1941 brachten deutsche Ordnungspolizisten mindestens 700 Juden in der Synagoge von Bialystok um, indem sie das Gebäude anzündeten. Heute erinnert ein Mahnmal an das Verbrechen. Foto: Villa ten Hompel

Kein anderer Ort steht im öffentlichen Gedächtnis so sehr für den Völkermord an den europäischen Jüdinnen und Juden wie das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz im Süden Polens. Aber nur wenige haben von Orten wie Józefów, Majdanek oder Zamość gehört. Auch hier handelt es sich um Tatorte des Holocausts – an denen gewöhnliche deutsche Polizisten zu Mördern wurden.

Ein neuer „Gallery Walk“ am Außenzaun der Villa ten Hompel, der am Sonntag (29. Januar) um 14 Uhr eröffnet wird und bis zum 11. Mai zu sehen ist, verfolgt nun die Spuren dieser Verbrechen hin zu Orten von Erschießungen, ehemaligen Ghettos und nationalsozialistischen Mordlagern; denn befehligt wurden die an ihnen beteiligten Polizisten auch von der Villa ten Hompel aus als damaligem Sitz des Befehlshabers der Ordnungspolizei im Wehrkreis VI zwischen 1940 und 1944.

Im Waldgebiet von Józefów erschossen Ordnungspolizisten 1942 mehrere Tausend Juden. Heute sind die Massengräber nur provisorisch durch Holzlatten gekennzeichnet. Foto: Villa ten Hompel

Beispielhaft werden Geschehnisse an den einzelnen Orten beschrieben und gezeigt, wie „ganz normale Polizisten“ zu Tätern wurden, kündigt die Villa ten Hompel an. Viele der Orte zeichneten sich vor der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg durch einen hohen Anteil jüdischer Einwohner aus. Heute zeugt kaum noch etwas von dem damaligen vielfältigen kulturellen, religiösen und wirtschaftlichen Leben.

Die Idee zur Ausstellung entstand im Rahmen mehrerer Bildungsreisen an diese historischen Orte. Junge Polizistinnen und Polizisten aus ganz Deutschland reflektierten in einem durch die Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) und das Auswärtige Amt im Programm „Jugend erinnert“ geförderten Projekt das historische Geschehen und die daraus resultierende Verantwortung in ihrem gegenwärtigen beruflichen Alltag.

Ein weitgehend unbekannter Ort des Holocaust: Multiplikatoren gedenken im Wald von Lopuchowo der dort von deutschen Tätern erschossen jüdischen Bevölkerung von Tykocin Foto: Villa ten Hompel

Aus Anlass des 80. Jahrestages des Massakers von Białystok setzten sich Multiplikatoren aus Schulen, Gedenkstätten und der Polizei in einem durch die Landeszentrale für politische Bildung geförderten Projekt mit den Verbrechen, den Tätern und Ermordeten sowie der Gedenkkultur auseinander.

Mehr Informationen zu den Reisen der jungen Polizisten im September 2021 und Juli 2022 sowie zur Multiplikatorenreise im Mai 2022 gibt es auf der Homepage der Villa ten Hompel.

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