Allwetterzoo will 59 Millionen Euro investieren
Generalsanierung im „Bürgerzoo“
Münster
(Aktualisiert) 59 Millionen Euro will der Allwetterzoo bis 2030 investieren, um den bestehenden Sanierungsstau aufzulösen und darüber hinaus neue Attraktionen zu schaffen.
Bei einem Pressegespräch am Mittwoch stellten Zoodirektor Dr. Thomas Wilms, Oberbürgermeister Markus Lewe, Stadtkämmerer Alfons Reinkemeier und der Aufsichtsratsvorsitzende Rainer Knoche den „Masterplan Allwetterzoo“ vor. 45 Minuten lang waren an der Wand viele bunte Bilder mit schönen neuen Tiergehegen zu sehen. 45 Minuten lang wurden die Redner nicht müde, die überragende Bedeutung des münsterischen Zoos zu betonen. Lewe nannte den Zoo einen „Identifikationsfaktor für Münster“ und attestierte dem vorgelegten Masterplan bis 2030, für einen „signifikanten Neuanfang“ zu sorgen, ja geradezu für einen „Big Bang“.
Allwetterzoo am Scheideweg
In Anspielung auf die 12 000 Mitglieder des Zoovereins meinte der Aufsichtsratsvorsitzende Rainer Knoche, Münsters Zoo sei ein „Bürgerzoo“. Und dann wurde es ganz ruhig. Der Grund: Zoodirektor Dr. Thomas Wilms wurde gefragt, ob es einen „Plan B“ gebe. Sprich: Was wäre, wenn die jetzt eingeplanten 59 Millionen Euro Investitionsmittel nicht fließen würden? Die ehrliche Antwort des Zoodirektors: „Dann würden wir einen sehr steinigen Weg gehen.“ An dieser Stelle des Pressegesprächs war klar, dass Münsters Allwetterzoo am Scheideweg steht.
Die Botschaft: Nicht kleckern, sondern klotzen
Entweder man nimmt viel Geld in die Hand, um die letzten Reste des einstigen „Betonzoos“ zu beseitigen und auf neue Attraktionen zu setzen. Ober aber man stellt sich auf ein kontinuierliches Schrumpfen ein. Die Antwort, die neben Lewe, Knoche und Wilms auch der Stadtkämmerer Alfons Reinkemeier gab, war bei dem Pressegespräch am Mittwoch unmissverständlich: Nicht kleckern, sondern klotzen.Thomas Wilms erklärte unmissverständlich, dass er parallel zu dem Investitionsmarathon auch die Besucherzahl, die aktuell bei rund 600 000 im Jahr liegt, um jeweils 100 000 steigern möchte.
Das Finanzierungskonzept
Per Kredit finanziert, stellt die Stadt Münster einen Investitionszuschuss in Höhe von 20 Millionen Euro bereit. Das Geld soll – verteilt auf vier Tranchen – in den Jahren 2019 bis 2022 fließen.
Parallel dazu hebt die Stadt Münster ihren Jahreszuschuss an – von aktuell 3,8 Millionen Euro auf 4,1 im Jahr 2019 und 4,8 Millionen in den Folgejahren.
Nach dem vorliegen Finanzierungskonzept sollen 53 Prozent der Mittel für Neubauten ausgegeben werden, 47 Prozent für Sanierungen. Ein Ziel dabei ist die „Reduktion des Energiebedarfs um circa 33 Prozent bis 2030“, wie es in dem Ratspapier heißt.
Mit 31 Millionen Euro will sich der Zoo selbst an den Kosten beteiligen, darüber hinaus will Wilms EU- und Landesmittel eintreiben.
Zur Refinanzierung der Ausgaben sollen auch die Eintrittsgelder beitragen. Nach jedem der drei großen Investitionsschübe sollen die Preise jeweils um etwa 2,50 bis drei Euro steigen.
Eintrittspreise sollen steigen
Damit nicht genug: In dem Ratspapier, das am 4. Juli zur Abstimmung steht, ist die Rede davon, dass damit zu rechnen sei, die Umsätze an der Zookasse von aktuell 6,7 Millionen Euro im Jahr auf 13,3 Millionen Euro steigern zu können. Das ist faktisch eine Verdoppelung. Der Zoo braucht dieses Geld auch, um die erforderlichen Eigenmittel aufbringen zu können. Mit einem Investitionskostenzuschuss in Höhe von 20 Millionen Euro will Kämmerer Reinkemeier für eine „Anschubfinanzierung“ sorgen. Ohnehin geht er davon aus, dass der Zoo ohne rasche Hilfe in eine Schieflage geraten würde. So sind in dem Masterplan für 14 Millionen Euro Sanierungsmaßnahmen aufgelistet, die alle den Vermerk tragen: „kritischer Zustand, akuter Handlungsbedarf“.
Kommentar
Der Zoo investiert, weil er investieren muss. So einfach lässt sich der am Mittwoch vorgestellte Masterplan umschreiben. Höhere Anforderungen an die Tierhaltung auf der einen Seite, höhere Ansprüche der Besucher an Information und Unterhaltung auf der anderen Seite. Beides zusammen lässt den Verantwortlichen keine Wahl. Wer nicht reagiert, wird verdrängt.Alle Tierliebhaber sollten aber auch das Kleingedruckte beachten. Der Zoo will (und muss) in den kommenden zwölf Jahren den Umsatz an der Zookasse verdoppeln, um die Investitionen zu stemmen und im Kreise der attraktiven Tierparks mithalten zu können. Dieses Mehr an Geld kann man nicht allein durch mehr Besucher generieren. Höhere Eintrittspreise sind unumgänglich. Ein Zoo-Besuch ist damit auf dem besten Wege, zu einem Premium-Event zu werden, das viel bietet, aber auch viel kostet. Klaus Baumeister
Diese Neuerungen kommen
Doch auch atmosphärisch und thematisch soll sich im „neuen“ Allwetterzoo einiges ändern. Zoodirektor Wilms will in einem ersten Schritt das Gelände zwischen dem Elefanten-Park (welcher unverändert bleibt) und dem Aasee in eine „asiatische Inselwelt“ umbauen. Darüber hinaus steht der Umbau des Tropenhauses in ein Pantanal auf dem Programm, benannt nach dem gleichnamigen Feuchtgebiet in Südamerika. Das Bärenhaus weicht einem „südamerikanischen Gebirgswald“, auch eine Indoors-Spielanlage ist geplant.
Die Gehege werden nach Klimazonen sortiert, die da heißen: „Tropen“, „Subtropen“ und „Gemäßigt“. Die meisten neuen Tiere, das sei schon mal verraten, kommen in den Tropen vor. Darüber hinaus sind „kommentierte Fütterungen“ geplant, wie es der Zoodirektor ausdrückte. Bei den Pinguinen soll es Unterwasserblicke geben, überdies eine begehbare Voliere mit großen Vögeln. Ach ja: Kamelreiten kann man künftig auch. Oberbürgermeister Lewe geht davon aus, dass der umfassende Investitionsplan eine breite Mehrheit im Rat finden wird und der Zoo dann an die Arbeit gehen kann.
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