Friedenssaal
Goldener Hahn: Die lange Geschichte des berühmten Trinkpokals
Münster
Be wichtigen Empfängen im Friedenssaal kommt oft der goldene Hahn zum Einsatz. Seine Geschichte reicht 400 Jahre zurück. Aber wie begann sie? Und wer hat schon alles aus dem Hahn getrunken?
Angela Merkel, der Dalai Lama, Genscher, Schewardnadse und Klitschko – den Lippen all dieser historischen Persönlichkeiten kam wohl niemand so nah wie Münsters Symbol für Frieden und Gastfreundschaft: Der „Goldene Hahn“ ist das bekannteste Trinkgefäß der Stadt, obgleich nur die wenigsten Münsteranerinnen und Münsteraner selbst daraus getrunken haben.
Freuen indes kann sich am Freitag die münsterische SPD-Politikerin und Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Svenja Schulze. Sie ist Festgast beim Kramermahl im Rathaus. Dabei gibt es auch den Schluck aus dem Hahn.
Im Friedenssaal des historischen Rathauses wird die rund 42 Zentimeter hohe und mehr als 400 Jahre alte Tierfigur unweit eines bedeutsamen Pantoffels und Überresten einer abgetrennten Hand hinter dickem Sicherheitsglas aufbewahrt. Nicht allein wegen ihres reinen Materialwertes – der Hahn mit abnehmbarem Kopf und beweglichen Flügeln besteht größtenteils aus Silber, Vergoldungen sind angebracht –, sondern vor allem aufgrund ihrer herausragenden Bedeutung. Denn seit dem späten 18. Jahrhundert wird der Trinkpokal bei offiziellen Anlässen für besondere Gäste eingesetzt.
„Zeichen des Vertrauens“
Eine Tradition, die auch der amtierende Oberbürgermeister Markus Lewe nicht zu unterbrechen gedenkt: „Der Schluck aus dem Goldenen Hahn im Friedenssaal ist für meine Gäste und auch für mich immer ein Zeichen des Vertrauens – denn immerhin trinkt nur der Gast. Das hat schon für nervöse Sicherheitsdienste gesorgt, aber noch nie dazu geführt, dass jemand die Zeremonie tatsächlich abgelehnt hat.“
Wer einen Schluck aus dem Hahn nimmt, der darf sich auch ins Goldene Buch der Stadt eintragen. Aber nicht jeder Ehrengast, der sich im Goldenen Buch verewigt, darf auch aus dem Hahn trinken.
Aus dem im Friedenssaal vor allem touristisch eingesetzten Scheinwerferlicht wird der Hahn allerdings nur selten genommen. Trotz einer Vielzahl von Empfängen in solch geschichtsträchtigem Rahmen gibt es nur wenige derart herausragende Momente, in denen der Goldene Hahn zum Einsatz kommen darf.
Hauswein ist ein Riesling aus der Pfalz
Jürgen Cosack ist ein Part des dreiköpfigen Teams im Amt für Bürger- und Ratsservice, das sich um die Belange des Hahnes kümmert. Steht prominenter Besuch an, stülpt sich der 62-Jährige seine baumwollnen Handschuhe über, entkorkt eine Flasche des münsterischen Hausweines – aktuell ein Riesling aus der Pfalz – und gießt diesen in den dann kopflosen Hahn ein. Allerdings nicht den kompletten Flascheninhalt, sondern laut Cosack lediglich „eine Fingerbreite“, was einem halben Wasserglas entspricht. In absoluten Ausnahmefällen wird auf Wunsch des Gastes auch mal ein Roter gereicht. Oder, wie seinerzeit (2007) beim Dalai Lama geschehen, nur etwas Wasser.
Herkunft des Hahns ist unbekannt
Wie der Goldene Hahn in den Besitz der Stadt Münster gelangte, ist nicht vollends belegt. 1621 ist er vermutlich auf einem regionalen Jahrmarkt erstanden oder von einem Ratsherrn, der Kaufmann war, vermittelt worden. Doch weder genaues Kaufdatum noch konkreter Zustand oder Nutzungsabsicht sind überliefert.