Haus Heuckmann kurz vor der Schließung
Gremmendorfer verlieren „Heimat“
Münster-Gremmendorf
Thomas Leugner, Pächter von Haus Heuckmann, trägt sich mit dem Gedanken, den Gastronomiebetrieb aufzugeben. Zu 99 Prozent, sagt er, stehe sein Entschluss fest. Der Gastronom verhandelt derzeit über ein neues Objekt.
„Mein Entschluss steht zu 99 Prozent fest“, sagt Thomas Leugner. Der Pächter von Haus Heuckmann in Gremmendorf wird seinen Gastronomiebetrieb voraussichtlich zum 31. Dezember aufgeben. Die Wirtschaftlichkeit des Gastronomiebetriebes zwinge ihn zu diesem Entschluss, sagt der 50-Jährige. „Ich werde es beenden müssen.“ Leugner betont, dass der Laden läuft und er zufrieden sei. Dennoch denkt der 50-Jährige über eine Aufgabe nach und macht ständig steigende Nebenkosten dafür verantwortlich.
Insgesamt 25 Jahre ist Thomas Leugner inzwischen Pächter von Haus Heuckmann. Die Gastronomie bietet vielen Gremmendorfern eine Heimat, als Treffpunkt und für Konzerte. „Kultur vor Ort“ ist beispielsweise eine Veranstaltungsreihe, die sich seit sechs Jahren in der Gaststätte etabliert hat. Tradition haben auch seit 1932 die Vorstellungen der Niederdeutschen Heimatbühne.
Haus Heuckmann ist Heimat für zahlreiche Vereine, unter anderem für die Sportler und die Schützen, die die Räume für ihre Feste buchen. Der politische Frühschoppen hat Tradition.
Thomas Leugner selbst ist Gremmendorfer. „Ich werde keinen hängen lassen“, sagt der Gastronom, der in Köln den Kochberuf erlernt hat, dann in Wien den Restaurantfachmann und in Velbert den Betriebsassistenten absolviert hat. Thomas Leugner stammt aus einer gastronomischen Familie. Seine Eltern haben zuletzt die Westfalenstube in Hiltrup betrieben. Ein Leben ohne Gastronomie kann sich der 50-Jährige darum auch nicht vorstellen. Doch im Haus Heuckmann, vermutet er, werde es wohl keine Gastronomie mehr geben. Thomas Leugner sieht sich um, verhandelt und hat – wie er sagt – vielleicht ein neues Objekt in Aussicht.
Die Tage von Haus Heuckmann, 1907 erbaut, scheinen gezählt. Damals wurde die Gaststätte unter dem Namen „Waldesruh“ betrieben, gepachtet von Heinrich Lake. 1916 kaufte Fritz Kemper das Haus, ein Jahr später ging es in die Hände von Bernhard Brink aus Lippstadt über. Zwei Jahre später wurde Fritz Prashun als Eigentümer eingetragen. In all den Jahren wurden neben Bier und Sprudel an der Strecke der Westfälischen Landeseisenbahn (WLE) auch Fahrkarten verkauft. 1929 erwarb Ludwig Heuckmann das Anwesen und nannte den Betrieb „Café Restaurant Heuckmann“. Bruder Heinrich Heuckmann stand hinter der Theke, bevor Ludwig selbst das Zepter übernahm.
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