Neujahrsempfang der Grünen
Verkehrsforscher rechnet mit der „Autostadt Münster“ ab
Münster
Beim Neujahrsempfang der Grünen ging es lebhaft zu. Dafür sorgte vor allem ein Verkehrsforscher aus Berlin, der mit Münster kräftig abrechnete. Zwischendurch haben zudem Aktivisten die Veranstaltung unterbrochen.
„Münster ist eine Fahrradstadt, aber in erster Linie eine Autostadt.“ Diese These vertritt der Berliner Verkehrsforscher Prof. Dr. Andreas Knie, der zwar münsterische Wurzeln hat („Mein Vater hat bei der Germania-Brauerei gearbeitet“), in puncto Verkehr aber der Stadt und auch der Region denkbar schlechte Noten ausstellt.
Beim Neujahrsempfang der münsterischen Grünen am Dienstagabend im Schlosscafé hatte der Forscher – thematisch – ein Heimspiel. Gleichwohl waren die Thesen des Berliners teilweise so forsch, dass mancher im Saal tief durchatmen musste. Knie erinnerte daran, dass bis in die 1960er-Jahre hinein ein Auto nur dann eine Zulassung erhalten habe, „wenn der Halter einen Stellplatz nachweisen konnte“. Der allgemeine Wahn, den kompletten öffentlichen Raum mit Autos zuzustellen, habe erst später eingesetzt.
Moratorium für den Bau neuer Straßen
Von der Straßenverkehrsordnung erhofft sich Knie im Hinblick auf eine Reduzierung des Autoverkehrs gar nichts. „Die Straßenverkehrsordnung kennt keine Aufenthaltsqualität.“ Das Baurecht hingegen biete den Kommunen vielfältige Möglichkeiten, um autofreie Bereiche auszuweisen.
Darüber hinaus seien speziell für die Grünen politische Vorstöße möglich, so beispielsweise ein Moratorium für den Bau neuer Straßen. Mann könne auch beschließen, dass Straßen ohne Radwege ihre Betriebserlaubnis verlieren, so Knie weiter in dem von der GAL-Ratsfrau Dr. Leandra Preatzel moderierten Gespräch.
Bekenntnis zum militärischen Widerstand in der Ukraine
Der Neujahrsempfang wurde an einer Stelle unterbrochen, als Aktivisten die Bühne besetzten und die Grünen wegen ihrer Kohle- und Ukraine-Politik kritisierten. Die Grünen-Kreisvorsitzende Lola Buschhoff ließ die Aktivisten gewähren, bezog anschließend aber Stellung.
Zur Räumung des Dorfes Lützerath erklärte sie, dass „wir uns das auch etwas anders gewünscht hätten“. Die Haltung der Aktivisten zum Ukraine-Krieg nannte Buschhoff derweil „zynisch“, da die Aggression von Russland ausgehe. „Ich möchte nicht wissen, wo wir stünden, wenn die Ukrainer keinen militärischen Widerstand leisten würden.“
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