Karnevalisten stört die Verspätung nicht
Gute Laune nach bangem Warten
Münster
Lange Zeit war unklar, ob der Rosenmontagszug überhaupt starten kann. Doch als klar war, dass das Wetter hält, verwandelten die Jecken Münster in eine große Party-Zone.
Manch einer arbeitet wochenlang an seinem Kostüm, das dann für die Wetterlage gar nicht taugt. Der nächste trinkt deutlich mehr als er sollte, und der eine oder andere soll beim Bützen auch schon mal die Falsche im Arm gehabt haben. Im Karneval lässt sich eben nicht alles planen. So daneben wie bei Thorsten Merse, Martin Kintrup und Frank Reinker geht es allerdings selten.
Dabei stehen die drei Männer gut gelaunt während des Zugs in ihren Teletubbie-Kostümen nahe dem Kreisel. Moment mal, drei Teletubbies? Haben sie den vierten etwa verloren? „Ne“, sagt Thorsten Merse, „unser vierter Teletubbie hat sich sowohl die falsche Farbe fürs Kostüm als auch den falschen Tag gemerkt, daher sind wir nur zu dritt.“
Prächtig kostümiert
Gut zwei Stunden früher, um kurz vor 14 Uhr, steht Thomas Kirchbach mit vier Freunden nahe dem LWL-Landeshaus. Das Quintett ist prächtig kostümiert, aber aufgrund des verschobenen Starttermins auch ganz schön früh dran: „Wir wollen eben die Ersten sein“, sagt der 41-Jährige mit gespieltem Ernst.
Überhaupt, dass der Zug in diesem Jahr zwei Stunden später losgeht, scheint irgendwie niemanden am Wegesrand zu stören – im Gegenteil: „Ich finde die Zeit viel besser“, urteilt die 60-jährige Birgit Hollweg aus Münster, die sich mit Freunden den Umzug ansieht. Traurig wäre man nur gewesen, wenn es zur Absage gekommen wäre. „Seit 30 Jahren machen wir das hier zusammen“, erzählt Irene Otte neben ihr. Ob man nachher noch weiterziehe? „Ach was“, wiegelt Otte ab: „Wir machen es uns gemeinsam bei Süppchen, Frikadelle und Kartoffelsalat gemütlich.“
Ohne Kostüm, dafür White Russian
Gar nicht erst vor die Tür gingen am Montag Sarah Krale (31) und Lisa Schlattmann (23). Sie haben es sich in einer Wohnung nahe des Theaters am offenen Fenster gemütlich gemacht. Ohne Kostüm, dafür mit White Russian im Glas. „Wir waren am Donnerstag unterwegs“, erklärt Krale. Trotzdem freue man sich natürlich über den Zug.
Weniger gemütlich ist es derweil nahe des Alten Steinwegs, wo die Jecken jung und zahlreich und der Alkohol hochprozentig ist. Der Sanitätswagen hat sich nicht umsonst dort postiert. Schwamm drüber und lieber dahin, wo es gelassener zugeht. Etwa bei Jannis Tenhumberg. Er hat sich im Stadtkern postiert, mit dabei ein selbst gebastelter Basketballkorb mit einem Regenschirm darunter. „Das ist für den Kleinen, damit die Größeren ihm nicht alles wegschnappen“, zeigt er auf seinen Sohn Ben.
Und wie war jetzt eigentlich der Zug? Auf der Stubengasse steht einer, der es wissen muss. Der 61-Jährige sieht in seinem Lappenanzug nicht nur so aus, wie ein echter „kölsche Jeck“ – er ist es auch: „Ich bin aus Köln nach Münster gekommen“, sagt Kajo und schiebt direkt die Erklärung hinterher: „die Familie besuchen“. Seinen Nachnamen will er, offenbar wohlweislich, lieber nicht nennen. Wie es ihm denn nun gefalle? „E beßje dröjer isset he in Westfale schon“, sagt Lappenmann Kajo, um sich dann doch mit den Münsteranern zu versöhnen: „Ävver he häste och Spaß“.
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