1. www.wn.de
  2. >
  3. Münster
  4. >
  5. Integration geht durch den Magen

  6. >

Restaurant Salam Kitchen

Integration geht durch den Magen

Münster

Aus der Not eine Tugend gemacht: Aus Mangel an Personal bleiben viele Ausbildungsplätze in der Gastronomie in Münster unbesetzt, viele Flüchtlinge sehnen sich andererseits nach einer Chance auf dem Arbeitsmarkt. Im Restaurant „Salam Kitchen“ an der Wolbecker Straße werden in der „Kitchen Class“ zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen – mit zählbarem Erfolg.

Jana Probst

Afghanisch, persisch, israelisch, syrisch, libanesisch oder palästinensisch – das Restaurant Salam Kitchen an der Wolbecker Straße hat orientalische Speisen auf der Karte. Foto: Matthias Ahlke

„Dies ist ein Ort, wo Zukunftsmacher unterwegs sind“: Oberbürgermeister Markus Lewe besuchte am Freitag das Restaurant „Salam Kitchen“ an der Wolbecker Straße, wo Flüchtlinge sich im Berufsfeld Gastronomie ausprobieren können. Seit 2017 haben 38 Flüchtlinge in zwei Programmen gesehen, wie man Gäste bedient, kocht und ein Restaurant führt.

Angefangen hat das Projekt mit Marwan Sbeinati, der in Syrien bereits 20 Jahre Erfahrung in der Gastronomie gesammelt und nach seiner Flucht 2016 in der „Salam Kitchen“ eine Anstellung gefunden hat.

Um ihm einen langfristigen Aufenthalt in Deutschland gewährleisten zu können, schuf Thomas Wehrmann einen Ausbildungsplatz für ihn – und damit eine Perspektive. „Er strahlte wieder“, erzählt Wehrmann. Aus dieser Idee wurde mit Unterstützung der Gesellschaft für Berufsförderung und Ausbildung (Geba), der Stadt Münster, der Industrie- und Handelskammer und des Jobcenters der Agentur für Arbeit Münster die „Kitchen Class“.

Das Projekt macht aus der Not eine Tugend: Viele Ausbildungsplätze in der Gastronomie bleiben in Münster unbesetzt, der Bedarf an Fachkräften ist hoch. Stefanie Weber, Ausbildungslotsin bei der Geba, fragt gezielt bei Betrieben nach, wer bereit ist, einen Teilnehmer des Programms als Auszubildenden zu übernehmen. Ein Drittel der ersten beiden Durchgänge haben im Anschluss einen Ausbildungsplatz oder eine Festanstellung gefunden.

Oberbürgermeister Markus Lewe (M.) besuchte das Projekt „Kitchen Class“ im Restaurant Salam Kitchen. Foto: Matthias Ahlke

Die Flüchtlinge verbringen vier Monate in der „Salam Kitchen“: Vormittags bekommen sie vor Ort Deutschunterricht, nachmittags helfen sie im Restaurantbetrieb. Die Sprachbarrieren, die ihnen sonst im Arbeitsleben im Weg stünden, werden so minimiert. „Diese Hemmnisse fallen weg, es entsteht kein Druck“, erklärt Wehrmann.

Noch bis August lernt die dritte Gruppe in der „Salam Kitchen“. Die weitere Zukunft des Projektes sei noch nicht konkret geplant, sagt Claudia Böing, Regionalleiterin der Geba.

Trotzdem könne die „Kitchen Class“ auch anderen Branchen als Vorbild dienen. Dazu brauche man aber auch die Geduld und Toleranz der Betriebe. „Es geht hier um Wertschätzung“, betont sie noch einmal.

Startseite