Kunst auf Straßenschildern, Ampeln und an Laternen
Invasion der Korkmännchen
Münster
Runder Bauch und dünne Beinchen – das zeichnet Korkmännchen aus. In vielen Farben und mit unterschiedlichen Requisiten tauchen die Figuren in Münster auf. Auf der Suche nach den Schöpfern führte die Spur nach Berlin.
Onkel Willi ist zurück. Mit einer kleinen Gitarre sitzt er an seinem angestammten Platz vor dem Rathaus. Hinter seinem grauen Rauschebart ist der Prinzipalmarkt, stimmungsvoll beleuchtet. Doch Onkel Willi ist nur einige Zentimeter groß – und wurde aus Korken gebastelt.
Aus dem Nichts aufgetaucht
Im Sommer sind vor allem im Stadtteil Wolbeck unzählige „Korkmännchen“ aufgetaucht. Wie aus dem Nichts saßen sie auf Straßenschildern, Ampeln und an Laternen. Die Suche nach dem Schöpfer gestaltet sich schwierig, nach einiger Zeit wird aber klar: Die Spur führt nach Berlin.
Spur führt nach Berlin
Der Yoga-Lehrer Josef Foos ist der eigentliche Inspirator der Straßenkunst. Seine Korkmännchen nennt er „Yogis“: Denn auf Straßenschildern, an bekannten Ecken oder an Laternen machen sie Yoga-Übungen. Seit 2009 setzt Foos die Figuren in Berlin schon ein. Ein anderer Berliner, der nicht nur Fan ist, sondern 2012 selbst zum Kleber gegriffen hatte, hat das gegenüber unserer Zeitung erklärt. Wie die meisten Street-Art-Künstler möchte auch er anonym bleiben. In der Bundeshauptstadt arbeitet er unter dem Namen „Alte Wilde Korkmännchen“.
Manche werden gestohlen
Die Invasion der kleinen Figuren aus Korken und Holzstäbchen ist im Sommer in Münster angekommen. In Wolbeck tummeln sich zahlreiche Korkmännchen: Auf dem Straßenschild an der Neustraße sitzt ein Bischof, auf einer Ampel eine Figur mit Krönchen auf dem Kopf. Andere halten Fähnchen, ein Herzchen in der Hand oder erinnern an einen Hippie aus den 1970er-Jahren. Manche sitzen seit Wochen oder Monaten an ihren Orten, andere werden sogar gestohlen.
"Alternative zu Skulptur-Projekten"
„Fantomas“ nennt sich der Künstler, der für viele Korkmännchen in Wolbeck verantwortlich ist. Auch er möchte anonym bleiben, lieber das Geheimnis noch weiter wahren. In einer E-Mail an unsere Redaktion erklärt er: „Eigentlich wollte ich nur den Wolbecker Bürgern eine – vielleicht fröhlichere – Alternative zu den Skulptur-Projekten liefern.“
Doch „Fantomas“ ist nicht der einzige, der in Münster die Korkmännchen bastelt. Ein weiterer Künstler – oder eine Künstlerin – ist unter dem Namen „Kneisterfink“ in Sachen Korken unterwegs. Von ihm oder ihr sitzen auch Männchen in der münsterischen Innenstadt.
Nach Männchen kamen „Korkweibchen“
Die Figuren von „Kneisterfink“ sehen jedoch anders aus. Der Künstler erklärte in einem Internetblog, dass die Übermacht der Männchen nach „Korkweibchen“ geschrien habe.
Männchen erobern Münsteraner-Herzen
Fotos und Standorte der kleinen Korkmännchen werden in den sozialen Netzwerken sein Monaten verbreitet. Die Kommentare sind fast durchweg positiv, Kritik gibt es selten.
Wird zwar bei Facebook an einer Stelle hinterfragt, „ob das jetzt auch Kunst ist“. Dennoch scheinen die meisten Münsteraner begeistert zu sein. „Total niedlich“ und „drollig“ lauten Kommentare auf neu entdeckte Korkmännchen, die über die Netzwerke innerhalb von Minuten verbreitet werden.
Auffällig ist: Fast niemand hinterfragt, wo die Korkmännchen herkommen. Vielmehr erfreuen sich die Entdecker daran, die kleinen Wesen auf Straßenschildern oder unter den Bögen auf dem Prinzipalmarkt entdeckt zu haben.
So stehen sie unter anderem auch am Prinzipalmarkt: mit Rock, pinkfarbenen Locken und einem Schild, auf dem „flamingofarbener Frohsinn“ steht. Oder mit dem Münster-Ortsschild und einer Europa-Flagge in der Hand.
Startseite