1. www.wn.de
  2. >
  3. Münster
  4. >
  5. Joko und Klaas zeigen Sieben-Stunden-Schicht im Uniklinikum Münster

  6. >

Pflege-Doku auf ProSieben

Joko und Klaas zeigen Sieben-Stunden-Schicht im Uniklinikum Münster

Münster

Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf haben in ihrer Show "Joko und Klaas Live" am Mittwochabend auf den Pflegenotstand aufmerksam gemacht und dafür die Fachgesundheits- und Kinderkrankenpflegerin Meike Ista vom Uniklinikum Münster begleitet. Die Sendung lief zur Primetime stundenlang und komplett ohne Werbung - für ProSieben außergewöhnlich.

Jonas Wiening

Joko und Klaas zeigten am Mittwochabend einen Beitrag aus dem Uniklinikum in Münster - über sieben Stunden lang und komplett ohne Werbung. Außergewöhnlich für den Privatsender ProSieben. Foto: dpa
  • Am Dienstagabend haben Joko und Klaas ihre Show "Joko und Klaas gegen ProSieben" gewonnen. Dafür bekamen sie 15 Minuten Sendezeit von dem Privatsender. 
  • Ihre gewonnene Sendezeit durften Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf nutzen, wie sie möchten. Am Mittwochabend machten die beiden Moderatoren auf den Pflegenotstand aufmerksam und begleiteten eine Fachgesundheitspflegerin vom Uniklinikum in Münster. Aus 15 Minuten wurden knapp sieben Stunden, aus der Show wurde eine lange Reportage.
  • Der passende Hashtag zur Sendung #NichtSelbstverständlich war schon während der Sendung der meistgenutzte Hashtag bei Twitter in Deutschland.
  • Die Sendung erreichte laut ProSieben insgesamt über fünf Millionen Zuschauer. Die Quote der rund siebenstündigen Reportage wird als äußerst gut beschrieben.

Die bekannten TV-Entertainer Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf sind meistens für ihre skurrilen und witzigen Sendungen bekannt. Doch seit die beiden ProSieben-Moderatoren in ihrer Show "Joko und Klaas gegen ProSieben" Sendezeit gewinnen können, machen Winterscheidt und Heufer-Umlauf des Öfteren auch auf ernste Themen aufmerksam. So hat sich das TV-Duo unter anderem schon mit der Flüchtlingskrise und dem sexuellen Missbrauch von Frauen beschäftigt und so für ein großes Echo für gesorgt.

ProSieben opfert Sendezeit für Pflegekräfte

Am Mittwochabend lenkten Joko und Klaas erneut Aufmerksamkeit auf ein aktuelles Thema: den Pflegenotstand. Erstmals in der Geschichte ihrer Show weihten die beiden Moderatoren dafür auch ProSieben ein. Denn statt den geplanten 15 Minuten dauert ihre Sendung am Ende etwa sieben Stunden lang. Dabei wurde keine Werbung gezeigt - für den Privatsender außergewöhnlich. Laut Joko Und Klaas war das nur aufgrund von Sponsoren möglich, die das Ganze finanzierten. Aus der Show wurde eine ganze Reportage.

Meike Ista im Interview bei ProSieben. Foto: UKM

„Sowas stellt nämlich in so'nem Sender ein bisschen was auf den Kopf und widerspricht genau genommen jeder Regel des Fernsehens“, leitete Klaas die auf viele Stunden angelegte Pflegenotstand-Sondersendung ein. Joko ergänzte: „Ein Thema, das uns alle betrifft, mitten aus dem Leben, und dennoch zu oft ganz am Rand der allgemeinen Wahrnehmung. Viele Themen im Leben bekommen erst dann den Stellenwert, den sie verdient haben, wenn man die Gelegenheit bekommt, sich in ein Leben hineinzuversetzen, das nicht zwangsläufig das eigene ist.“

Mit der Bodycam durch die Uniklinik Münster

Der komplette Beitrag, der nach einer kurzen Einleitung von Joko und Klaas eingespielt wurde, zeigt die Arbeit von Meike Ista am Uniklinikum in Münster. Die Fachgesundheits- und Kinderkrankenpflegerin filmt dabei einen typischen Arbeitstag aus der Ich-Perspektive mit einer Go-Pro-Kamera. Der Fernsehzuschauer ist bei der Frühschicht im Knochenmark-Transplantationszentrum ganz nah dran. Dort kümmert sie sich um Schwer- und Todkranke. "Ich würde mir wünschen, dass der Beruf mehr Anerkennung bekommt", erklärt die Pflegerin. „Die GoPro-Kamera vor der Brust hatte ich schon nach einigen Minuten vergessen“, sagt Ista.

Während des Beitrags blendet ProSieben immer wieder verschiedene Krankenpfleger und Krankenpflegerinnen aus ganz Deutschland ein, die ihre Sicht auf ihren Job schildern.

"Irgendwann können wir auch nicht mehr", beschreibt Alexander Jorde aus Hildesheim die aktuelle Lage der Pflegekräfte und und fügt hinzu: "Wir sind am Rande unserer Kraft." Andere Pflegekräfte sprechen von fehlender Anerkennung und berichten von Überlastung. Die Corona-Krise hätte die Situation weiter verschlimmert. Es hagelt Kritik an der Politik, es werden bessere Arbeitsbedingungen und eine bessere Bezahlung gefordert.

#NichtSelbstverständlich trendet bei Twitter

Unter dem Hashtag #NichtSelbstverständlich zollen während der Sendung Tausende Twitter-Nutzer den Pflegekräften Respekt und fordern mehr Anerkennung. Für Joko und Klaas gibt es viel Lob dafür, dass sie ihre Sendezeit dem wichtigen Thema des Pflegenotstandes widmen. Sogar Konkurrenzsender wie RTL und Arte loben ProSieben für ihre Aktion. Sogar von deutscher TV-Geschichte ist die Rede.

Gedreht wurde der Beitrag am Uniklinikum in Münster nach Angaben von ProSieben am 18. März. Die Entscheidung, das unkonventionelle und mutige Format zu unterstützen, wurde aus der Überzeugung getroffen, dass die Pflege mehr Aufmerksamkeit braucht, heißt es in einer Pressemitteilung des UKM. Pflegedirektor Thomas van den Hooven sei es wichtig gewesen, dem Diskurs zur Pflege damit Raum zu geben. „Pflege steht dicht an der Seite des Patienten. Wir können in unserem Beruf ganz viel erleben: Von der Geburt bis hin zur Sterbebegleitung, also in den extremen Lebenssituationen. Das kann man nicht in jedem Beruf, dazu braucht es Herz und Verstand. Die Performance des Teams auf Station war sehr gut und die der Kollegin Ista einfach extrem gut! Manchmal aufgeregt und das war gut so und gleichzeitig nahbar und professionell. Das war eine tolle Werbung für den Beruf!“, freut sich van den Hooven.

Gute Quote für die Sendung

Er hoffe nun, dass das Format in ganz Deutschland endlich die nötige Aufmerksamkeit für die Situation der Pflegenden geweckt hat. Die Quote der Sendung bestätigt das.

Quote

Im Schnitt haben 730 000 Menschen die ProSieben-Sendung „Joko & Klaas Live“ am Mittwochabend verfolgt. Das entsprach zwischen 20.15 Uhr und 3.00 Uhr am frühen Donnerstagmorgen einem Marktanteil von 4,4 Prozent für die spontan ins Programm gehobene Experimental-Echtzeitdoku. In der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen betrug der Marktanteil sogar gute 12,2 Prozent (530 000 Zuschauer). ProSieben teilte am Donnerstagmorgen als „Nettoreichweite ab 3 Jahren“ 5,84 Millionen Menschen mit - damit ist die Zahl der Leute gemeint, die mindestens einmal kurz erreicht worden sind.

„Nun gilt es, dass diese Aufmerksamkeit auch in Maßnahmen mündet, die den Pflegeberuf nachhaltig aufwerten“, so der UKM-Pflegedirektor.

Das UKM geriet vor kurzem erst selbst in die Kritik für den Umgang mit Pflegekräften. So klagt Verdi aktuell gegen die Entlassung eines Krankenpflegers, der sich zuvor kritisch gegen die Zustände für Pflegekräfte geäußert hatte.

Startseite