Interview mit Norbert Buchmacher
Joplin und Voltaire aus dem Effeff
Münster
Indie-Rock trifft Singer-Songwriter oder Jupiter Jones auf Tom Waits: So könnte man die Band „Norbert Buchmacher“ umschreiben. Doch dieses Schubladendenken wird ihr nicht gerecht.
Am kommenden Freitag (14. Juni) erscheint das Debütalbum „Habitat einer Freiheit“ der Band Norbert Buchmacher. Am selben Tag stellen sie es live im Sputnikcafé vor. Wir haben vorab mit Sänger und Namensgeber Norbert Buchmacher gesprochen.
Meine erste Assoziation, als ich Songs von euch auf Spotify gehört habe: Da singt ein mit Whiskey gurgelnder Grönemeyer. Ist das für dich positives oder negatives Feedback?
Norbert Buchmacher: (lacht) Kauf ich. Das ist in Deutschland ein Ritterschlag, wenn der Name Grönemeyer fällt.
Wie bist du vom Hardcore-Punk zum Liedermachen gekommen?
Buchmacher: Ich habe ja nicht immer nur Hardcore gehört. In der elterlichen Plattensammlung gab es auch Stones und Beatles oder auch andere Sachen, die mich interessiert haben. Angefangen hat es, als ich Lust hatte, etwas in der Art wie Gaslight Anthem zu machen. Habe aber dann mit der deutschen Sprache experimentiert. Die ist schwieriger zu singen, klingt auch manchmal nicht so gut, aber sie hat den größeren und schöneren Wortschatz.
Jetzt ist dein Name gleichzeitig auch Bandname. Führt das nicht zu Verwirrung oder willst du vorbeugen, falls du den einen oder anderen austauschen musst?
Buchmacher: (lacht) Am Anfang hießen wir noch „Norbert Buchmacher und das Ensemble non grata“. Das war viel zu lang und das sagt auch keiner. Deshalb haben wir es abgekürzt. Und es gibt ja auch andere Bands, die den Namen des Sängers tragen.
Das Album heißt „Habitat einer Freiheit“. Was hab ich mir darunter vorzustellen?
Buchmacher: Für mich wäre das beispielsweise einmal wie Tom Sawyer und Huck Finn durch die Welt zu ziehen. Janis Joplin hat mal gesagt, dass Freiheit ein anderes Wort dafür sei, nichts zu verlieren zu haben. Für jeden bedeutet Freiheit etwas anderes und das ist dann sein persönliches Habitat.
Kanye West beklagte sich jüngst bei Letterman, dass Trump-Supporter wie er selbst immer wieder angegriffen würden, obwohl es doch die Freiheit der Meinungsäußerung gäbe.
Buchmacher: Also bei Populisten und deren Wählerschaft stößt wohl selbst die Freiheit irgendwann an ihre Grenzen. Das ist keine Meinung, das ist gefährliche Meinungsmache. Generell ein schwieriges Thema unserer Zeit. Aber ich halte es hier mal mit Voltaire: „Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst.“
Dein Bandmitglied Alan Kassab, der mit dir die Songs schreibt, kommt aus Recklinghausen. Jetzt hatte ich bei der „Ballade von Willi und Walther“ sofort Assoziationen zu Stoppoks „Willie und Gerd“. Schlägt sich bei dir jetzt das Ruhrgebiet in den Texten nieder?
Buchmacher: Echt witzig (lacht), dass es auch eine Ruhrpott-Ballade mit Willi gibt. Ich kenne zwar Stoppok, das Lied jetzt aber nicht. Und nein, mein Song ist eher an Konstantin Weckers „Willy“ angelehnt. Grandioser Song übrigens.
Welche Vorbilder außer Bruce Springsteen und Element of Crime würdest du noch nennen?
Buchmacher: Gerade aktuell wieder Rammstein. Auf dem neuen Album sind wieder lyrische Meisterwerke.
Mindestens ihr drittbestes Album.
Buchmacher: Wir haben im Proberaum auch diskutiert. Ich habe mich weit aus dem Fenster gelehnt und gesagt, dass ich nicht wüsste, ob es nicht sogar ihr bestes Album sei. Es ist nur ein Song drauf, der typische Rammstein-Riffs hat. Die sind so abgebrüht und machen ihr Ding. Sogar Club-Sounds. Leider habe ich keine Karten mehr für ein Konzert bekommen.
Du hast Familie. Wie klappt das auf eurer Tour? Darf dein Sohn mit? Oder siehst du ihn dann längere Zeit nicht?
Buchmacher: Der kommt noch nicht mit. Das ist zwar schwierig und auch doof für mich, denn auf Tour zu sein, ist schon etwas Geiles. Trotzdem bekomme ich Heimweh. Aber für einen Dreieinhalbjährigen wäre das langweilig. Ich hätte gar keine Zeit für ihn, weil ich Soundcheck machen oder mich anderen unterhalten muss. Das würde ihn enttäuschen. Aber wer weiß, vielleicht kommt die Zeit noch.
Singst du ihm abends im Bett was vor?
Buchmacher: Jetzt gerade hat er da keinen Bock drauf, dann will er lieber, dass ich ihm etwas vorlese oder mit ihm etwas spiele. Als er ein kleines Baby gewesen ist, habe ich ihm einmal die Dixie-Jazz-Version des Liedes über den Massenmörder Haarmann aus Hannover vorgesungen. Die Zeilen „Aus den Augen macht er Sülze, aus dem Hintern macht er Speck, aus den Därmen macht er Würste und den Rest, den schmeißt er weg“ stießen bei der Schwiegermutter eher auf ein geteiltes Echo (lacht). Das würde ich jetzt natürlich nicht mehr vorsingen, allein schon, weil ich mich erklären müsste, wenn man das im Kindergarten zitiert (lacht).
Konzert
Freitag (14. Juni), 20 Uhr, Sputnikcafé, Am Hawerkamp 31 - Tickets gibt es hier.
Was passiert, wenn das Album draußen ist und die Tour vorbei?
Buchmacher: Nächstes Jahr gehen wir wieder auf Tour, dazwischen schreiben wir ein paar neue Songs. Mal schauen. Es ist ja dieses Jahr schon sehr viel passiert.
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