Schließung des Volkeningheims
Enttäuschend wenig Transparenz
Münster
Die evangelische Landeskirche schneidet sich ins eigene Fleisch – nicht nur, weil sie sich von einem wichtigen Aushängeschild trennt, sondern auch, weil sie sich offenbar nicht helfen lassen will. Ein Kommentar.
Die evangelische Landeskirche sägt an dem Ast, auf dem sie sitzt. In Zeiten massenhafter Kirchenaustritte sendet sie mit der Schließung des Volkeningheims gleich mehrere, völlig falsche Signale und schädigt nachhaltig ihr eigenes Image.
Sicher ist es nicht gerade rentabel, das Gebäude in bester Altstadtlage an Studierende zu vermieten, erst recht nicht, wenn das Mietniveau ringsherum um ein Vielfaches höher liegt. Dass der Bau aus den späten 1950er-Jahren zudem Sanierungsbedarf hat, ist ebenso plausibel. Das Gespräch mit Bewohnerinnen und Bewohnern zeigt jedoch, dass diese unbedingt zum Erhalt des Wohnheims beitragen wollen. Auch ehemalige Generationen liegt der Ort am Herzen, der potenzielle Förderkreis wäre vermutlich beachtlich. An Lösungsvorschlägen hat die Landeskirche aber offensichtlich kein Interesse.
Ein wichtiges Aushängeschild
Wenig Dialog und Transparenz - das setzt folgendes Zeichen: Mitbestimmung junger Menschen hat für die evangelische Landeskirche keinerlei Priorität. Wenn dem so wäre, hätte sie zumindest Gesprächsbereitschaft signalisiert. So hätte die Kirche außerdem zeigen können, dass ihr Wohnraum für diese Menschen wichtig ist, außerdem Integration und interreligiöser Dialog. Denn all das leistet das Volkeningheim seit vielen Jahren. Mit ihm geht der Landeskirche ein wichtiges Aushängeschild verloren.
Vielleicht ist das Wohnheim am Buddenturm wirklich nicht zu retten. Wer weiß, wie sehr die Kirche im Verborgenen für dessen Erhalt gekämpft hat. Nicht jedenfalls die Betroffenen, denn denen wurde zuletzt im Jahr 2018 Einblick in die Zahlen gewährt. Niemand erwartet, dass die Kirche sich für die Rettung eines noch so wertvollen Ortes in den finanziellen Ruin treibt. Sie muss aber ihre Wertschätzung für junge Menschen dadurch äußern, dass sie sie an diesen Entscheidungen teilhaben lässt - und ihnen die Chance gibt, zu helfen. Vor allem, wenn diese Menschen auch in 30 Jahren nicht nur Kirchensteuer zahlen, sondern sich im Idealfall am Gemeindeleben beteiligen sollen.