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Reihe „Perspektiven Afrikas“ im Forum 1 der Volkshochschule

Koloniale Brille absetzen

Münster

Afrika, der ehemalige „koloniale Hinterhof“ Europas, ist für den nördlichen Nachbarn bis heute vor allem ein billiger Rohstofflieferant. Von Augenhöhe kann wahrlich nicht gesprochen werden – dabei gibt es brillante Köpfe mit brillanten Ideen für die Zukunft des schwarzen Kontinents. Das Eine-Welt-Forum Münster und die Volkshochschule stellen sie in einer neuen Reihe vor.

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Schriftsteller Tarek Eltayeb stellt am Donnerstag (16. Januar) zwei seiner Romane vor. Foto: photo-Labler

Die koloniale Brille verzerrt noch immer den westlichen Blick auf Afrika: Der Kontinent bleibt Bittsteller, der globale Norden Geber – und zwar materiell wie intellektuell, schreibt das Eine-Welt-Forum Münster. Dabei dränge sich, wenn man diese Brille absetze, eine andere Sichtweise auf: Wenn Afrika sich Europa verschlösse, liefe in Wolfsburg bald kein Band mehr und kein Handy würde mehr funktionieren, wird Gerd Müller, der deutsche Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, zitiert.

Das Eine-Welt-Forum und die Volkshochschule richten deshalb den Blick auf Afrikaner, die mit ihren Analysen der Vergangenheit sowie mit ihren Zukunftsvorstellungen die Debatten bis heute prägen. In ihrer Reihe „Afrikanische Perspektiven – Aus dem Schatten des Kolonialismus treten!“ werden im Januar und Februar drei Veranstaltungen stattfinden, wie die Veranstalter ankündigen.

► Der Schriftsteller Tarek Eltayeb, der als Kind sudanesischer Eltern in Ägypten geboren wurde und heute in Wien lebt, stellt am Donnerstag (16. Januar) zwei seiner Romane vor. In diesen beschreibt er die Flucht der Hauptfigur Hamza aus dem postkolonialen, vom Bürgerkrieg erschütterten Sudan über verschiedene Stationen nach Österreich. Im anschlie ßenden Gespräch Eltayebs mit dem sudanesischen Literaturwissenschaftler Omer Othman wird es um die Folgen der Kolonialzeit, die Wirkungen der Migration auf den Alltag, das Denken und Fühlen von Men schen und auch um die aktuelle Situation im Sudan gehen.

Dr. M. Moustapha Diallo, Literaturwissenschaftler und Herausgeber des Buches „Visionäre Afrikas“, spricht an zwei Abenden über Ideen von vier bereits verstorbenen Intellektuellen, die auch heute noch Einfluss haben.

► Am 30. Januar (Donnerstag) werden Aimé Césaire und Frantz Fanon vorgestellt: Césaire prangerte die Zerstörung von Menschen und Kulturen durch den Kolonialismus an und begründete mit dem späteren senegalesischen Präsidenten Léopold Sédar Senghor die literarisch-philosophische Strömung der Négritude. Der Psychiater und Schriftsteller Fanon analysierte, welchen Einfluss Unterdrückung und Rassismus auf Menschen haben und wie man sich dagegen wehren kann. Er gilt als Vordenker der Entkolonisierung.

► Am 20. Februar geht es um Aoua Keita und Cheikh Anta Diop. Die malische Hebamme und Politikerin Aoua Keita engagierte sich für die Befreiung von der kolonialen Besatzung und für die Rechte der Frauen. Deshalb gründete sie eine Gewerkschaft für Frauen. Der senegalesische Historiker Cheikh Anta Diop gilt als einer der bedeutendsten Intellektuellen Afrikas. Er schrieb Geschichte neu und entwarf die Vision einer „Afrikanischen Renaissance“.

Zum Thema

Am 16. und 30. Januar liest Markus von Hagen aus den Werken, am 20. Februar Sarah Giese. Alle Veranstaltungen finden im Forum 1 der Volkshochschule statt, Beginn ist jeweils um 19.30 Uhr.

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