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Premiere in der Studiobühne

Authentische Wahrheitssuche

Münster

Das Theaterstück „Presente“ aus der Feder von Jasmin Prüßmeier bewies bei der Premiere am Freitagabend, dass diese Produktion der Studiobühne Münster das Potenzial für eine Aufführung in größeren Theaterhäusern hat. Jasmin Prüßmeier hat sich im Rahmen eines Projektes mit der Situation der Menschen nach dem Sturz des Militärregimes beschäftigt – und dabei kommt man an den „Großmüttern der Plaza de Mayo“ nicht vorbei.

Axel Engels

Szene aus dem Stück „Presente“ Foto: Axel Engels

In den Jahren des Terrors sind über 500 argentinische Babys geraubt worden, die Mütter meist nach Folterungen getötet. Das Schicksal der heute 82-jährigen Estela de Carlotto hat Jasmin Prüßmeier zu ihrem Schauspiel inspiriert. Carlottos Tochter Laura wurde kurz nach der Entbindung umgebracht, doch Carlotto fand nach vielen Jahren ihren heute 30-jährigen Enkel wieder.

Eine Parallele zu diesem ergreifenden Schicksal zeigte Prüßmeier in der Geschichte dreier junger Menschen, die durch ihre eigene politische Arbeit mit der düsteren Vergangenheit ihrer Eltern konfrontiert werden. Die Rolle der Eltern während der Herrschaft des Militärs wurde von dem sehr ausdrucksstark agierenden Ensemble dargestellt. Verhaftung, Folterung und die Ermordung einer jungen Mutter – all dies wurde in all seiner Dramatik gespielt. Die linientreuen Adoptiveltern hatten mit der Geheimpolizei gemeinsame Sache gemacht und wurden mit dem verwaisten Säugling „belohnt“.

Paula, Remo und Raúl fanden sich mit einer Situation konfrontiert, die ihr eigenes Weltbild erschütterte. Die Dramatik übertrug sich auf das gebannt lauschende Publikum, präsentierte sich das Ensemble der Studiobühne doch als sehr professionell.

Die Spieler standen im Fokus, kein Bühnenbild lenkte ab. Die verschiedenen Zeit- und Handlungsebenen wurden lediglich durch an die Wand projizierte Bilder verdeutlicht. Musikalisch wurde das Schauspiel bereichert durch ein zur Gitarre gesungenes Tangolied von Carlos Gardel und Protestlieder von Mercedes Sosa.

Der Identitätskrise und Wahrheitssuche konnten die Schauspieler große Authentizität verleihen, so dass die Premiere zu einem tief bewegenden Erlebnis wurde.

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